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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 84
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0085
g4 Heinz G. Huber

Der Sulzer Oberamtmann Schäffer und der Malefizschenk
von Oberdischingen

Die sicherheitspolitischen Defizite der südwestdeutschen Territorien
ließen sich nur bedingt beseitigen, so lange vor allem die
kleinen Herrschaften sowie Reichsklöster wie z. B. Gengenbach
über unzulängliche staatliche und polizeiliche Strukturen verfügten
, um die Sicherheitslage zu verbessern - ganz abgesehen
von den Koordinierungsproblemen, von denen schon die Rede
war. Als Element der Improvisation innerhalb des Schwäbischen
Reichskreises sind deshalb die besonderen Initiativen des
württembergischen Oberamtmanns Georg Jacob Schäffer und
des Oberdischinger Reichsgrafen Franz Ludwig Schenk von Cas-
tell zu sehen.

Georg Jacob Schäffer, der „erfolgreichste Räuberfänger seiner
Zeit"83, konnte an die Erfahrungen seines Vorgängers und
Schwiegervaters Johann Friedrich Müller anknüpfen. Die periphere
Lage des württembergischen Amts Sulz am Rand des östlichen
Schwarzwaldes, traditionelles Durchgangs- und Unterschlupfgebiet
für Vagabunden aller Art, machten besondere
polizeiliche Anstrengungen notwendig. Schäffer scheute keine
Arbeit und befragte seine Delinquenten sehr genau. Aus den
Angaben in den Verhören stellte er Diebslisten zusammen.
Durch eine ausgedehnte Korrespondenz mit auswärtigen Herrschaften
erlangte er weitere Informationen:84 Schäffer wurde in
persona zur „Interpol des Alten Reiches" und galt auch für
Herzog Carl Eugen als Adressat bei auswärtigen Anfragen in
Sachen Kriminalität. Schließlich betrieb er mit wissenschaftlicher
Akribie seine Studien zum Gaunertum und erforschte
dessen Zusammensetzung, Kultur und Sprache sowie dessen
soziale Strukturen.85

Seine größten Erfolge hatte Schäffer mit den Festnahmen
des berüchtigten Räubers und Mörders Hannikel und des Or-
tenauer „Jauners" und Erzdiebs Johann Baptist Herrenberger.
Herrenberger war nach seiner Verhaftung nach Mahlberg gebracht
worden und sollte von dort ins Pforzheimer Zuchthaus
transportiert werden. Da er jedoch kaiserlicher Deserteur war,
veranlasste ein Schultheiß der vorderösterreichischen Landvog-
tei, dass er nach Freiburg ausgeliefert wurde. Inzwischen hatte
Schäffer, der viele Erkundungen über die kriminellen Taten des
Konstanzer Hanß eingeholt hatte, aus der Stuttgarter Zeitung
von der Verhaftung Herrenbergers erfahren und beantragte
seine Auslieferung nach Sulz. Acht Wächter aus Sulz holten ihn
in Freiburg und fesselten ihn an einem Halsband an die Kutsche
. Die unfreiwillige Reise des Konstanzer Hanß durch das


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