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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 166
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166 Martin Rucfr

war als Zeugin geladen und gab erneut zu Protokoll, was damals
geschehen war.

Ebenfalls als Zeugin zum Prozess nach Paris geladen war
Helene Walter, die Witwe des Hauptlehrers Fritz Walter, der
von 1927 bis 1945 als Lehrer in Appenweier tätig gewesen war.
Seit November 1944 hatte es wegen Frontnähe keinen Schulunterricht
mehr gegeben und Walter wurde dienstverpflichtet
nach Triberg. „Am Freitag 11. Mai 1945 kam mein Mann per
Fahrrad nach Appenweier, um nach seiner Familie zu sehen. In
Appenweier war alles vollkommen in Ordnung und hatte sich
die Besetzung in aller Ruhe vollzogen. Mein Mann hoffte, in
den folgenden Tagen den Schuldienst in Appenweier wieder
aufnehmen zu können/' Die Tochter Irmgard wollte ihrem
Vater, der inzwischen wieder nach Triberg gefahren war, beim
Umzug helfen und holte sich zu diesem Zweck einen Passierschein
auf der Kommandantur, die im Gasthof „Adler" residierte
. Dort prüfte Leutnant Collet zuerst auf einer Liste, ob ihr
Vater als belastet verzeichnet war. Doch sein Name stand nicht
in dieser Aufstellung, die Tochter erhielt den Schein, machte
sich auf den Weg nach Triberg und kehrte dann am 16. Mai
mit dem Vater und dessen Gepäck nach Appenweier zurück. In
Triberg hatte sich Fritz Walter ordnungsgemäß polizeilich abgemeldet
und einen Passierschein nach Appenweier erhalten.
Gegen 13 Uhr kam ein französischer Feldwebel mit einem
Dolmetscher und holte ihn ab zum Kommandanten. „Gegen
14 Uhr kam der gleiche Feldwebel wieder und hat mich geholt.
Im Zimmer des Kommandanten war der Leutnant Collet, sein
Dolmetscher, zwei Soldaten und mein Mann. Auf dem Tisch
vor dem Kommandanten lagen 13 Fotografien meines Mannes,
die aus unserer beschlagnahmten Wohnung stammten. Es
waren Bilder meines Mannes in Soldatenuniform. Der Kommandant
verhörte dann meinen Mann über seine militärische
Laufbahn." Darauf sagte man Frau Walter, sie dürfe nun gehen,
ihr Mann käme gleich nach.

„Gegen 14.30 Uhr wurde mein Mann in einem dunklen
geschlossenen Pkw mit drei Soldaten an meiner Wohnung
vorbei in Richtung Kehl geführt, meine Tochter hat ihn noch
gesehen." Irmgard Walter ging sofort zu Leutnant Collet und
wollte wissen, wohin der Vater gebracht werde. Nach Offenburg
zum Kommandanten, um seine Papiere zu vervollständigen
, antwortete Collet. Frau Walter: „Gegen 15 Uhr hielt vor
unserer Wohnung ein Kraftwagen vom Roten Kreuz. Diesem
entstiegen zwei Soldaten und eine Dolmetscherin, sie sagte zu
mir, mein Mann sei tot. Bei einem Autounfall habe er einen
Fluchtversuch gemacht und sei erschossen worden. Die Solda-


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