Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 170
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0171
1 7() Martin Ruch

auf Befehl Collets erschoss, für den ehemaligen Soldaten Marcel
Sutter, der den Apotheker Walther Zimmermann erschoss
und für den ehemaligen Unteroffizier Louis Lesvignes, der den
Krankenpfleger Robert Goldmann hinrichtete.

Im Verfahren gaben die Angeklagten zu, dass sie die Deutschen
nicht, wie zuvor behauptet, „auf der Flucht" erschossen
hatten, sondern dass es reine Willkür gewesen war. Der Oberleutnant
Maurice Collet habe es befohlen. Dieser erklärte vor
Gericht: „Ich hatte für die Sicherheit meiner Truppe zu sorgen,
und die Genannten waren mir von ihren Mitbürgern als gefährliche
Nazis genannt worden." Eine völlig unsinnige Begründung
angesichts der Tatsache, dass die Lage in ganz Baden
längst ruhig war, dass Goldmann ein überlebender Jude, dass
Walter gläubiger Katholik war. Aber dass Denunziation im
Spiel gewesen war, das war für Collet so offensichtlich wie für
die Angehörigen der Opfer.

Die Tochter von Fritz Walter hat im Jahr 2006 ihre Lebensgeschichte
für die Familie und Freunde aufgeschrieben und
dabei auch jene Tage im Mai 1945 ausführlich dargestellt.
„Vielleicht habe ich mit diesen Erinnerungen meinem Vater
ein Denkmal gesetzt, mehr kann ich nicht tun. Ich möchte
aber auch meinen Kindern und Enkeln hiermit vor Augen halten
, welcher Irrsinn ein Krieg ist. Mir wurde oft entgegengehalten
, wie viel Elend wir Deutsche verursacht haben. Das stimmt,
doch ändert das nichts an der Tatsache, dass unserer Familie
das Schlimmste angetan wurde, was man sich vorstellen kann.
Mich verfolgt das ein Leben lang."

Ein Blick in die Lebenserinnerungen ihres Großvaters
Wilhelm Deubel bestätigt dies: „Ein harter Schlag traf mich am
16. Mai 1945, als eine Frau mir die Nachricht von Appenweier
brachte, dass mein lieber Schwiegersohn an diesem Tag von
der französischen Besatzung auf scheußliche Weise ermordet
wurde, angeblich auf Verleumdung. Ein traurigeres Schicksal
hätte uns nicht treffen können. Rache quälte mich jahrelang
vergeblich - es war unmöglich."

Warum die Franzosen eine solche Mordlust ergriffen hatte? Es
kann keine Entschuldigung geben, aber doch eine Ahnung
vom Hintergrund ihrer schrecklichen Tat vermitteln: Am
4. Mai 1945, drei Tage vor Goldmanns Ermordung, löste im
nur wenige Kilometer entfernten Offenburg ein Zeitzünder,
den die abrückenden deutschen Truppen in der Ihlenfeld-
Kaserne versteckt hatten, eine verheerende Explosion aus, der
114 Menschen zum Opfer fielen. Einen letzten Massenmord
hatten die Deutschen verübt. Eigentlich hätten französische


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0171