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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 171
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0172
Mich verfolgt das ein Leben lang

Soldaten getroffen werden sollen, so jedenfalls war es die Absicht
der deutschen Bombenleger gewesen. Doch dann zog die
Befreiungsarmee nicht in diese Kaserne ein, sondern man
brachte 2037 ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene,
sogenannte „displaced persons", hier unter. Unter diesen
waren die meisten Toten zu beklagen. Der Zorn der französischen
Besatzungstruppen über diese letzte Schandtat des nationalsozialistischen
Regimes bewirkte, dass zunächst aus Rache
sofort an die Erschießung von deutschen Gefangenen gedacht
wurde. Der Offenburger Stadtkommandant Dejean schrieb seinem
Oberkommando in Freiburg am 7. Mai 1945: „Als Bestrafungsmaßnahme
habe ich vorgeschlagen, dass dieselbe Anzahl
Nazis wie die der ermordeten Russen hingerichtet werden soll.
Ich habe hier aber nur 20 Nazis, die erschossen werden könnten
. Deswegen möchte ich, falls die Hinrichtung genehmigt
wird, darum bitten, mir schnellstmöglich 80 Nazis aus anderen
Gefangenenlagern zu schicken/'5

Ob der Appenweierer Kommandant Collet an jenem 7. Mai
sofort damit begonnen hat, im Sinne oder gar im Auftrag von
Dejean die ihm als NSDAP-Mitglieder bezeichneten Bürger zu
erschießen, diese Frage kann (noch?) nicht beantwortet werden
. Eine definitive Klärung könnte sich erst aus der Einsichtnahme
in interne Akten der französischen Militärbehörden und
-einheiten ergeben. In Offenburg konnte die Empörung unter
den französischen Soldaten und den betroffenen ehemaligen
Kriegsgefangenen dann gerade noch gedämpft werden, wie
zehn Jahre nach dem Vorfall der Offenburger Journalist Franz
Huber schrieb: „Lediglich weil Bürgermeister Hess den Kommandanten
Dejean davon überzeugen konnte, dass hier kein
Sabotageakt der Bevölkerung vorliege, wurden Vergeltungsmaßnahmen
der Bevölkerung erspart/'6

Der zeitnahe Vorfall könnte also die Stimmung unter den
französischen Truppen in Offenburg und im benachbarten
Appenweier erklären; er könnte ein zusätzliches Motiv gewesen
sein für die grausamen Morde: Rache.7

Anmerkungen

1 Maier, Karl: Chronologie des Kriegsendes in der Ortenau: Von Rastatt bis Appenweier. In: Die Or-
tenau 1995, 572.

2 Staatsarchiv Freiburg F 179/1 Nr. 173, vgl. dort weitere Akten: C 5/1 Nr. 2249 Eingabe an den
Staatspräsidenten wegen des am 7. Mai 1945 in Appenweier von Franzosen erschossenen Robert
Goldmann; D 5/1 Nr. 2852 Emilie Goldmann, Appenweier, wegen tödlicher Körperverletzung des
Ehemanns Robert Goldmann Mai 1945 in Appenweier; C 5/1 Nr. 2193 Eingabe an den Staatsprä-


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