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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 177
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Der Karsamstagsmord von 1945 in Bad Rippoldsau 177

Am Karsamstagmorgen wurde auch der zweite Flüchtling
festgenommen. Er trug Wehrmachtsuniform, aber ohne Koppel
und Abzeichen, was ihn als Wehrmachtsarrestanten auswies
. Er wurde der zuständigen Feldgendarmeriedienststelle
übergeben, während kurz darauf der 17-jährige Zivilist Anton
Reinhardt zur Erschießung in den Wald abgeführt wurde. Karl
Hauger soll dazu gesagt haben: „Ich habe schon Erfahrung von
ähnlichen Erschießungen her."19 - „Auf den einen kommt es
heute auch nicht mehr an. Ich habe heute schon zwölf oder
dreizehn umgelegt!"20 Im Prozess sagte Hauger dann, er habe
außer Anton Reinhard niemanden erschossen: „Aber so tief
war man damals heruntergekommen, dass man solche Bemerkungen
machte."21

Anton Reinhard wurde von Karl Hauger durch Genick-
schuss getötet. Er musste sein Grab selbst schaufeln. Ob er
dabei misshandelt wurde, und wenn ja, von wem, blieb letztendlich
ungeklärt.22 Ob er noch lebte, als er im selbstgeschaufelten
Grab mit Erde zugedeckt wurde, wurde in Bad Rippoldsau
lange diskutiert. Auch die Frage, ob Anton Reinhardt nicht
an dem Pistolenschuss gestorben sei, sondern später mit einem
Spaten erschlagen worden sei.23 Im Pfarrbericht von Bad Rippoldsau
, der über das Dekanat Kinzigtal an das Erzbischöfliche
Ordinariat Freiburg zu geben war, berichtet Pfarrer Zink am
1. August 1945 darüber, dass das Opfer von drei SS-Männern
erdrosselt worden sei.24

Und dann, im Laufe des Verfahrens, meldete sich der ehemalige
Feldwebel Fritz Wolf beim Schwurgericht. Der Feldwebel
, der als „Mitreisender" des getöteten Anton Reinhardt
ebenfalls festgenommen worden war, aber der Feldgendarmerie
überstellt wurde.25 Der gab im Prozess dann an, in Wirklichkeit
SS-Obersturmführer gewesen zu sein. Der vielfach, nicht
nur wegen militärischer Delikte Vorbestrafte, war Anton Reinhardt
in einem „Sicherungslager" begegnet, wo er u.a. wegen
Desertion aus einem Bewährungsbataillon im Elsass, aber auch
Tragens einer falschen Uniform und falscher Orden und Ehrenzeichen
wegen eingesperrt war. Die Darstellung des Sachverhalts
durch Wolf war jedoch so unglaubwürdig und widersprüchlich
- dass ihn der Staatsanwalt im Gerichtssaal wegen
Verdachts eines Aussagedelikts verhaften ließ.26

Karl Hauger: Parteistreber, Redner, Spitzel

Karl Hauger wurde 1906 geboren.27 Nach dem Abitur absolvierte
er in Freiburg ein Studium der Forstwissenschaften, dem
sich das übliche Referendariat u.a. in Wolfach und Zell am


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