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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 184
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0185
184 Ralf Bernd Herden

Karl Hauger gesagt haben, er werde das Urteil dem Wolfacher
Amtsrichter vorlegen.

Franz Wipfler wurde in der Vernehmung vorgehalten, dass
er die Erschießung hätte verhindern können. Er antwortete:
„Ich habe mich von Hauger überzeugen lassen/' ... „Wenn mir
ein Offizier oder Kommandeur sagt, so ist es, dann habe ich es
geglaubt. Wir waren ja schließlich keine Lausbuben und Hauger
kein Hanswurst!" Hauger habe auch erklärt, mit seiner
Dienststelle und dem Amtsgericht gesprochen zu haben. Wipfler
, befragt zu seinen Kenntnissen über Militärgerichtsbarkeit:
„In dem Loch, in dem ich an der Front lag, hatte ich schließlich
kein Büro!" - Erst heute sehe er ein, „dass es Unsinn war,
in den letzten Tagen des Krieges noch Leute zu erschießen".
Dies habe er aber erst erkannt, als er nach dem Krieg bemerkt
habe, „wie unser Idealismus, mit dem wir gekämpft haben,
betrogen wurde". Von seiner Einstellung sei er überzeugt gewesen
: „Das waren wir jüngeren in jener Zeit doch alle, ich muss
mir nur wundern, dass dies auch bei älteren der Fall war."
Franz Wipfler räumte ein, auch bei Kriegsende noch „an eine
Wendung geglaubt zu haben".

Die Einlassungen des Karl Hauger

Karl Hauger behauptete, er habe den Erschießungsbefehl von
Franz Wipfler erhalten56 (was dieser energisch bestritt). „Ich
war zu jener Zeit Volkssturmmann und nicht Hauptsturmführer
", begründete Hauger seine Meinung.57 Wipfler habe ihn am
Samstagmorgen aus dem Waffenunterricht des Volkssturmes
geholt: „Erschießen Sie jetzt den Mann, ich will haben, dass die
Sache bis Mittag erledigt ist."58 Wipfler habe dann noch gerufen
: „Der kann sich sein Grab selbst schaufeln." Ansonsten
waren Karl Haugers Aussagen stark von der Wendung „Ich
bringe es nicht mehr zusammen und habe keine echte Erinnerung
mehr daran" geprägt.59

Hauger bestritt stets, den jungen Anton Reinhardt misshandelt
zu haben. Die Erschießung räumte er ein: Genickschuss
mit großkalibriger Pistole. Hauger sei sozusagen nur zum Erschießen
erschienen, und dann sofort wieder von der Mordstätte
gegangen. Hin- und Rückweg still und diskret. Warum
Wipfler, der sich ihm gegenüber angeblich auf einen Führerbefehl
berufen habe, ausgerechnet ihn, seinen damaligen Freund,
ausgewählt habe, kommentierte Hauger so: „Vielleicht weil ich
Waffen hatte, ein guter Schütze war, und Wipfler wusste, dass
ich es anständig und human machen würde".


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