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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 192
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192 Ralf Bernd Herden

Einmarsch fremder Truppen war, gegen Ende des II. Weltkrieges
den Resten der „1. Russischen Nationalarmee der Deutschen
Wehrmacht" unter dem Kommando von Generalmajor
Arturo Holston-Smyslowsky (eigentlich: Boris Graf Smyslowsky)
großzügig politisches Asyl.92 Die „1. Russische Nationalarmee"
darf übrigens nicht mit der „Wlassow-Armee"93 verwechselt
werden. Das aber waren Soldaten, keine Zivilflüchtlinge, und
schon gar keine Juden oder „Zigeuner".

Und sonst...

Karl Hauger wurde auch einer Teilnahme bei der Erschießung
von 14 französischen Gefangenen aus dem Amtsgefängnis in
Wolfach bezichtigt. Ein französisches Militärgericht verurteilte
ihn hierfür zum Tode.94 Da aber will Hauser Rückgrat gehabt
haben und sagte aus, die Weisung des Kreisleiters Schweik-
hardt zurückgewiesen zu haben: Der sollte sich an die Gestapo
in Offenburg wenden. Es sei aber durchaus möglich, so Hauger,
dass er zu dem Wolf acher Gefängnisaufseher gesagt habe: „Ich
bin mit der Räumung des Gefängnisses beauftragt, wenn ich
morgen früh noch einen Gefangenen antreffe, werde ich ihn
erschießen und Sie können ihn beerdigen!" Genau dies sagte
der frühere Wolf acher Gefängnisverwalter aus.95 Warum er das
gesagt habe? Hauger führte dies auf seine Großspurigkeit und
Angeberei zurück. An einen Auftrag könne er sich aber nicht
erinnern. Es könne wohl auch unter Einfluss von Alkohol gewesen
sein96 - Alkoholsierung kann rechtlich gesehen schuldmindernd
wirken.

Jedenfalls stellten das französische „Tribunal General" im
Rahmen eines Verfahrens im April 1948 in Rastatt sowie das
„Tribunal Superier" im Rahmen einer Revisionsverhandlung
im Januar 1949 fest, dass entweder der Wolf acher SD-Chef
Hauger oder der Wolf acher Kreisleiter Schweikhardt als „Kreisverteidigungskommissar
" letztendlich den Mordbefehl zu verantworten
habe.97 Definitiv wurde dies jedoch in keinem der
beiden Prozesse geklärt.

Und dann war da noch der Fall des kriegsversehrten Oberleutnants
, der bei Hauger in Wolfach zur Untermiete wohnte.
Dessen im Blut liegende Leiche fand Hauger einige Tage nach
dem Vorfall von Bad Rippoldsau. Man sprach von Selbstmord.
Hauger bezeichnete den Tod des Frontsoldaten als „Rücksichtslosigkeit
gegenüber seiner (Haugers) Familie".98 Der Tote sei ein
Deserteur, Hoch- und Landesverräter. Zum Leichenwärter sagte
Hauger: „Dieser Kerl verdient keinen Sarg, sondern im Wald
oder an der Friedhofsmauer verscharrt zu werden." Im Prozess


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