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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 236
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0237
O O fi Andre Gutmann unter Mitwirkung von Tobie Walther

stellt. Aus Straßburg sind mehrere Nekrologien bekannt, die im
12. Jahrhundert angelegt wurden, die aber wahrscheinlich auf
älteren Vorlagen basieren.23 In diesen Nekrologien sind die
Anniversare verzeichnet, das heißt, es wurde festgehalten, an
welchem Tag im Jahr für welche Verstorbenen eine besondere
Seelmesse zu lesen und wann für ihr Seelenheil zu beten sei.

In einem um 1165 entstandenen Nekrolog, also wenige
Jahre nach dem Tod Bischof Burkhards,24 findet sich zum 26.
August folgender Eintrag: Oudo episcopus obiit, de Badelesbach
plenum servicium, pauperibus maldr(um) Ipards, quartale I legumi-
num, situle IUI cervisie.25 Dies ließe sich in etwa folgendermaßen
übersetzen: „Bischof Udo starb, von Bohlsbach [= aus den Erträgen
von Gütern in Bohlsbach] wird ein gesamtes Servitium
[für die Domherren] finanziert, für die Armen [= die Armenspeisung
] werden ein Malter Brot[-getreide], ein Quartale26
Hülsenfrüchte und vier Eimer Bier bereitgestellt".27

Nun existiert eine auffällige Parallele zwischen diesem Eintrag
und der Urkundenfälschung auf 961: In beiden Texten
wird auf das Anniversar Bischof Udos Bezug genommen, und
beide Male werden ähnliche Erträge genannt, die zur Finanzierung
der Armenspeisung anlässlich des Anniversars bereitgestellt
wurden: Ein bzw. zwei Malter Brotgetreide und ein Malter
oder Quartale Gemüse, im Nekrologeintrag sind zusätzlich
noch vier Eimer Bier angezeigt. Ferner wird in beiden Fällen
bestimmt, dass zum Jahrestag mit den Erträgen ein komplettes
Servitium für die Domherren finanziert werden soll. Einziger
großer Unterschied: In dem Nekrologeintrag stammen die Erträge
aus Gütern zu Bohlsbach, in der Urkunde jedoch aus den
beiden Mansen zu Ober-Schäffolsheim. Wie lässt sich dieser
Unterschied erklären?

Schauen wir uns dazu die 961 gefälschte Urkunde genauer an:
Es ist auffällig, dass von den 18 von Bischof Udo geschenkten
Mansen fast alle rechts des Rheins in der Ortenau liegen (2),
während sich nur zwei linksrheinisch im Elsass befinden, nämlich
in Ober-Schäffolsheim (3). Weiterhin fällt auf, dass im Gegensatz
zu letzterem Ort bei den Ortenauer Gütern nicht mitgeteilt
wird, wie viele Mansen sich jeweils an einem Ort befinden.
16 Mansen verteilt auf sieben Orte bedeutet, dass sich an den
einzelnen Orten nicht jeweils die gleiche Anzahl an Mansen
befunden hatte und an einigen Orten wohl mehr als zwei Mansen
. Gleichzeitig sind es gerade die Güter in Ober-Schäffolsheim
, die als Finanzierungsgrundlage der Armenspeisung und
des Servitiums im Rahmen des Anniversars von Udo eine wichtige
Rolle in der Urkunde spielen (5).


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