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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 314
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314 KarlK°pp

ren Zugvieh und Wagen, ihr Betriebsvermögen. So hat Christian
Zangkel sehr lamentiert und sich beschwehrt, daß man Ihme
für sein verlohrenes Roß nicht mehr alß 15 fl. passiren lassen wollte
(19.7.1703)18.

Sogar Invaliden und Alte müssen sich vom Schanzdienst
frei kaufen, wie Hanns Georg Langenbach, der Zimmermann, der
in Ansehung seines hohen bereits 84-jährigen Alters gegen eine auf
drei Gulden ermäßigte Gebühr mit der Frohn zum Schantzen
verschont wird (17.1.1704). Die „Herren" dagegen sind von
leiblichen Diensten frei und leisten im Verhältnis zu ihrem
Vermögen nur kleine materielle Beiträge. Als Amtsbürgermeister
Michael Morstatt dem französischen Kommandeur La Tour, umb
seiner der Stadt und Bürgerschaft erwiesenen guten Dienste willen,
ein Fäßle guten roten Wein übersenden und präsentieren lassen
will, verweigert der Baursmann Hanns Müller den Transport und
lässt seinen Wagen ohne das Fäßle fortgehen. Dafür steht er am
25.10.1703 vor Gericht, wegen bezaigter Widersetzlichkeit. Er
muss um Verzeihung bitten, Strafe zahlen oder solche in dem
Kefich (Gefängniskäfig) abbüßen.

Weitere Dienstverweigerungen folgen, mehrere fliehen aus
dem Schanzdienst in Landau. Herr Georg Müller, der Raths freund,
- der selbstverständlich als „Herr" zu keinem leiblichen Dienst
verpflichtet ist - führt den Bürgern die scharffe Ordre des Landschreibers
zu Gemüth, sie würden alle ihr Bürgerrecht verlieren und
nimmermehr angenommen, sie sollten parieren und (zum Schanzen
) fortgehen. Johann Jacob Schweickhart, der Blumenwürth und
Procurator, von Müller wegen grober Verschimpfung verklagt,
spielt jetzt die Karte „Reich gegen Arm" aus. Georg Müller seye
der Reichste hier.19 Er habe auch einen Wagen und ein Roß hergeben
sollen. Aber man habe es mit Mühe dahin gebracht, dass er ein Roß
hergegeben. Es seye die Wahrheit, daß er der reichste und vermöglichste
Mann hier seye und doch gegen manchen armen Tropfen so
viel als nichts leide. Herr Müller replicirte, dieses (dass er als Reicher
so wenig beitrage) gehe ihn nichts an.

Mit der plötzlichen Vertagung erreicht der Rat nur, dass
zwei Tage später der Streit eskaliert mit von einer zimblichen
Anzahl von Bürgern überhand nehmenden Widersetzlichkeiten. Es
wird gestritten, wer dem französischen Commanderer falsche Versprechungen
gemacht habe. Es wird gefordert, dass auch Ratsmitglieder
mit den Mannschaften mitgeschickt werden.20 Tumult
und Geschrey wurden so übermäßig groß, daß kainer sein eigen
Wort mehr verstehen künnte. Am 1. November beschließt der Rat
ein unterthäniges BeschwerungsMemorial an Ihm Hochfürstl:
Durchlaucht: Unsern Gnädigsten Herrn und schickt es durch einen
vertrauten Mann, damit die unruhigen Bürger nichts hier-


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