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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 338
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Manfred Merker

konnte als einer der wichtigsten und angesehensten Honoratioren
seiner Stadt auch bei den großen politischen Ereignissen
des Vormärz in Offenburg nicht abseits stehen. Sein lokales
Mitwirken an den gewaltigen Umwälzungen dieser nachgeholten
Französischen Revolution auf deutschem Boden brachte für
ihn dann nach dem Scheitern der 48er-Revolution und dem
Einmarsch der Preußen in Offenburg 1849 eine entehrende
Gefängnisstrafe, langwierige Prozesse, Regressforderungen des
Staates und den Ruin seiner körperlichen Gesundheit.

Dass wir über Gaggs politische Grundeinstellung und sein
konkretes freiheitliches Engagement im Offenburg dieser Zeit
präzise Angaben machen können, verdanken wir einem einzigartigen
archivalischen Glücksfall: Gagg selbst hat über die sechs
Jahre zwischen 1844 bis 1850 fast 70 Seiten handschriftliche
„Aufzeichnungen eines Offenburgers" hinterlassen, die sein
gleichnamiger Sohn 1918 dem Städtischen Museum von Offenburg
übereignet hat. Sie dienen neben den großherzoglichen
ministeriellen Erlassen und Dienst- und Gerichtsakten aus den
Archiven in Freiburg und Karlsruhe als unsere Hauptquelle für
die folgenden Seiten. Gagg beginnt die Aufzeichnungen mit
kurzen Notizen zu den Vormärz jähren 1844-1846, schreibt
überhaupt nichts zum Jahr der Salmenerklärung 1847, um
dann ausführlich und anschaulich die Offenburger Ereignisse
von 1848 und 1849 als authentischer Augen- und Ohrenzeuge
fast tagebuchartig wiederzugeben. Zum Jahre 1850 folgen kurze
Angaben über Gaggs persönliches Schicksal nach dem Einmarsch
der Preußen als neue Besatzungstruppen in Offenburg.
So umfasst dies Dossier die gesamten Direktions jähre Gaggs in
Offenburg ab dem Entscheidungsjahr 1844.

Offenburg galt 1844 schon als eine Hochburg der badischen
Liberalen. Das großherzogliche Gymnasium wurde gelegentlich
sogar als „badisches Demagogennest" bezeichnet: An ihm unterrichteten
führende Offenburger Liberale, wie Prof. Weißgeber
, strafversetzt nach Rastatt 1844, Prof. Baumann, strafversetzt
nach Freiburg 1846, und Stadtprediger und Professor am
Gymnasium Kuhn, ebenfalls strafversetzt nach Rastatt 1847.
Ihre Offenburger Gymnasiasten Volk und Schaible waren führend
in der badischen Turnerbewegung und spielten eine überragende
Rolle in der Offenburger Freiheitsrevolution. Gagg beklagt
in seinen Aufzeichnungen zu diesem Jahr den immer
schroffer werdenden Gegensatz der politischen und kirchlichen
Parteien in der Stadt, der durch die badische Kammerauflösung
im Dezember und die damit verbundene Neuwahl noch erheblich
gesteigert wurde. Der „böse Geist des Zerwürfnisses" im
Land zwischen „klerikal-ultramontanen Aristokraten und der


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