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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 344
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344 Manfred Merker

ger Märzversammlung, weil er als Mitglied der Bürgerwehr hier
natürlich über genaue Kenntnisse verfügte, die in den folgenden
Tagen und Woche noch ihre Bedeutung erhalten sollten.

Das nächste aufregende Ereignis, bei dem Gaggs soldatischer
Einsatz dann auch tatsächlich erforderlich wurde, war der sogenannte
Franzosenlärm vom 23. März 1848. Abends gegen
20:00 Uhr wurde von reitenden Boten in Offenburg die Nachricht
verbreitet, „etwa 1800 Mann französisches Raubgesinder
habe den Rhein überschritten und sei „in vollem Marsche nach
Offenburg unterwegs". Im allgemeinen Tumult wurde zu den
Waffen gerufen. Gagg schreibt in seinem lebhaften Bericht, er
habe sich genauer bei den Reitern erkundigt und berichtet dann
weiter: „Ich eilte in meine Wohnung, um Vorkehrungen zu treffen,
dieselbe zu verteidigen. Meine sofortige Rüstung hatte zunächst den
Zweck, meine Pflicht als Bürger zu erfüllen und mich zunächst der
allgemeinen Verteidigung anzuschließen" Er marschiert voll gerüstet
zum nahen Rathausplatz zu den jüngeren Bewaffneten, die
bereites exerziert hatten und jetzt ihre Gewehre mit scharfer
Munition luden. Die Kinzigbrücke wurde verbarrikadiert, Reiter
ritten nach Lahr dem Feind entgegen, auch eine Lokomotive
fuhr zur Erkundung Richtung Süden. Gagg amüsiert sich über
das „Gemisch der wunderbarsten Szenen" in der mit Fackeln hell
erleuchtet Stadt: Herren mit Doppelflinten, Pistolen und Säbeln,
„gemeines Volk mit Sensen und eisernen Gabeln", ein Arzt mit Notverbandskoffer
für Verwundete, alles in der schwirrenden Gerüchteküche
eines nahenden Feindes, - der aber gar nicht kam!
Gagg schließt den Bericht mit den lapidaren Sätzen: „So gingen
die Menschen nach Hause oder erholten sich von ihrem ausgestandenen
Schrecken bei einem Glas Wein oder Bier. Am andern Tag rückte
nachmittags ein Bataillon Linientruppen von Karlsruhe zu Schutze
der Grenzen in Offenburg ein und wurde einquartiert."

Am 24. März wiederholte sich der „Franzosenlärm", und erneut
wurden militärische Vorkehrungen in der Stadt getroffen,
zumal die Riedgemeinde Altenheim ein Hilfegesuch an die gerade
beim Bürgermeister zusammengerufene Bürgerwehrversammlung
geschickt hatte. „Alles rannte wieder nach Hause, um
Waffen zu holen. Es wurde Generalmarsch geschlagen."

Aber auch diesmal wurden vergeblich wieder Reiter ausgeschickt
, die Bürgerwehr stand umsonst in Bereitschaft. Als Ursache
für diese Gerüchte vermutet Gagg „offizielle Berichte von
Zügen arbeitloser Deutscher und entlassener französischer Arbeiter
im Gefolge eines massenhaften Lumpengesindels unsrer Nachbarschaft
", vermischt mit Erinnerungen deutscher Rheinbewohner
an „Szenen aus den neunziger Jahren". Das badische Militär wurde
zur Hälfte wieder nach Norden und Westen abgezogen, als po-


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