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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 369
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Gebhard Gagg - „Aufzeichnungen eines Offenburgers 1848/49"

gleich mit dem Ersuchen zu vermitteln, was mir nach einiger
Zeit dann so ziemlich gelang, so dass Kuhn seine Stelle jetzt
wieder versieht. Ich gehe nun jetzt wieder alle zwei Tage in die
Gesellschaft. Wo inzwischen die einer gewissen Partei vorzüglich
missbeliebigen Glieder der Gesellschaft bis jetzt weggeblieben
sind, so dass wir an unserem alten sogenannten Aristokratentische
jetzt pele mele13 sehr vergnügt beisammen sitzen. Die
anderen Tage gehe ich mit Dr. Schaible14, meinem unzertrennlichen
Gesellschaftsgefährten in die Fortuna15, wo zwar gutes
Bier, aber ein steifer Ton zu finden ist. Die hiesige Gemeinde ist
wie gesagt von den Bewegungen der Zeit sehr infiziert.

Im Ausschusse ist die Mehrzahl liberal, sogar oft so toll liberal
, dass alle Gemeinderatswahlen in diesem Sinne ausfallen. Es
herrscht hier zudem eine Partie entschiedener und verwegener
Leute, die überall Trübwasser zu machen sucht. So wurde der
Rongesche Brief16 in den Häusern herumgeboten und ein als
Kapuziner Vermummter hat ihn in den Wirtschaftshäusern am
Faschingsmontag den Landleuten ausgeteilt. Der Kapuziner
wurde von Gendarmen abgefasst und vor den Amtmann geführt
, wo er sich demaskieren musste. Als dieser in dem Kapuziner
einen hiesigen Handwerksmann erkannte und ihn bedauerte
, dass er sich zu solchen Dingen hingeben könne, sagte ihm
dieser: „Ich will nicht bedauert sein. Ich und noch viele andere,
wir haben dem Ultramontanismus den Tod geschworen!". Er
wurde darauf wieder entlassen. Ein Schreiben Ronges mit der
Abbildung des Hlg. Rockes wurde sogar in hiesiger Kirche angeschlagen
; und als unlängst die hiesigen Wirte versammelt und
ihnen ein amtliches Verbot des Absingens Hofmannscher Lieder17
mitgeteilt worden war, so fand man am andern Morgen in
der Frühe eine Stange mit einem Hute aufgepflanzt und mit
einem Täfeichen, worauf die Anfangsworte erlaubter Lieder: „O'
du lieber Augustin" und „Schneck, Schneck streck d' Ohre raus"
standen! - Aus diesen Vorkommnissen ist zu ersehen, dass in
Offenburg wie andernorts das öffentliche Leben anfängt, sich
unfreundlich zu gestalten. Ebenso unfreundlich ist auch derzeit
die Witterung, heute ist ein wahrer Dreikönigstag: Schnee
genug, bei 10° Kälte. Die Not und das Elend der Armen muss
schrecklich sein. Tiere gehen viele zugrunde, in einem einzigen
Jagdbezirk hat man 51 tote Rehe gefunden.

1846

10. Februar. Die hiesigen Ereignisse, die politisch kirchliche
Aufregung, sind aus öffentlichen Blättern bekannt. Wichtig,
wenn auch nicht im Augenblicke von direkten Folgen, sind die


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