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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 371
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Gebhard Gagg - „Aufzeichnungen eines Offenburgers 1848/49

und Kuhn werden diese unverbürgte Aussage zu beurteilen wissen
.

22. März. Hier wird von den 18 liberalen Wahlmännern nur
Itzstein25 Gegenkandidat wird der ehemalige Bürgermeister und
gegenwärtige Polizeiamtmann Burger26 in Karlsruhe sein. Die
konservative Partei wählt diesen Mann nach ihrer Niederlage,
um damit ein Mitglied der Opposition zu verdrängen suchen,
weil sie glaubte, einzelne liberale Wahlmänner wegen verwandtschaftlichen
und freundschaftlichen Beziehungen zu
ihrem Kandidaten der von Itzsteinschen Partei abtrünnig zu
machen. Alle Bemühungen werden aber an der Entschiedenheit
der liberalen Wahlmänner scheitern. Wie vorauszusehen war,
wurde hier der Wahlkampf mit großer Heftigkeit geführt. Die
Parteien standen sich, wie anderwärts schon vor der Auflösung
der Kammer, ziemlich schroff gegenüber. Die kirchliche Bewegung
, Adressen pro et contra Zittel, haben die Leute förmlich in
zwei Lager geschieden. Das unkluge und leidenschaftliche Benehmen
des charakterlosen Pfarrers, seine und seines schwach-
köpfigen Kaplans Aufhetzungen, Verleumdungen und Fanati-
sierung haben bei den vernünftigen Einwohnern Abscheu und
Entrüstung hervorgerufen. Das taktlose Benehmen der Beamten
überhaupt hatte sie um das Vertrauen des größeren, intelligenteren
Teiles der Bürgerschaft gebracht. Auf der anderen Seite hat
Bürgermeister Ree durch seinen Verstand und durch seine
ganze Haltung in den strebsamen Teil der Bürgerschaft eine
gewisse Einheit, Mäßigung und zugleich Entschiedenheit gebracht
, die, wenn sie so fortfährt, in kurzer Zeit Ottenburgs
Einwohner mit wenigen Ausnahmen unter einen Hut bringen
wird. Unter solchen Vorlagen kam die Zeit der Wahlen heran.

Oberamtmann Lichtenauer war zweimal bei mir, dass ich
mit allen Mitteln zu einer, der Regierung Löffler angenehmen
Wahl beitragen solle.

Am ersten Wahltage siegte die liberale Partei trotz aller Rührigkeit
und aufgewandten Mittel ihrer Gegner vollkommen. Auf
den zweiten Tag setzte man liberalerseits wenig Hoffnung, weil
dieses Viertel (das Kirchenviertel) von jeher als schlechtes Viertel
bekannt war; in diesem wurde kümmerlich ein liberaler
Wahlmann (Ree) gegen sieben andere herausgebracht. Dieselbe
Saumseligkeit wie in dem zweiten Viertel ließen sich die Liberalen
zu ihrem Nachteile auch im dritten Viertel zuschulden
kommen, so dass sie in demselben ebenfalls nur einen ihrer
Kandidaten kümmerlich durchsetzten. Zu dem Erfolge in diesen
beiden Vierteln haben die großen Anstrengungen der Konservativen
, besonders aber die Religionsgefahr, das meiste beigetragen
.


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