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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 376
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Manfred Merker

ten die Ruhe womöglich wieder herzustellen, was aber bei einer
Menschenmenge von circa 12000 nicht leicht geschehen hätte
können. Es kamen zu diesem Zwecke abends vor der Versammlung
200 Gewehre mit scharfer Munition an.

Am 23. März abends acht Uhr wurde durch reitende Boten
die (absichtlich verbreitete falsche) Nachricht nach Offenburg
gebracht, dass die Franzosen über den Rhein gezogen und in
vollem Marsche nach Offenburg unterwegs seien, etwa 1800
Mann französisches Raubgesindel. Ich eilte sogleich auf den
Hauptplatz, um Näheres zu erfahren. Da war schon gewaltiger
Tumult und in allen Straßen gewaltiges Rennen und Rufen: „Zu
den Waffen!" Auf dem Platze waren drei Reiter, darunter ein
Grenzwächter in Uniform, diesen fragte ich selbst, ob Leute den
Rhein passiert hätten und wie viele. Er sagte mir, so ungefähr
1500. Ich eilte in meine Wohnung, um Vorkehrungen zu treffen
, dieselbe zu verteidigen. Meine sofortige Rüstung hatte zunächst
den Zweck, meine Pflicht als Bürger zu erfüllen und
mich danach der allgemeinen Verteidigung anzuschließen. In
voller Wehr begab ich mich auf den Rathausplatz, wo unterdessen
schon eine Masse Bewaffneter sich versammelt hatte. Unter
die jungen Leute, die schon seit einiger Zeit freiwillig exerziert
hatten, wurden Gewehre und scharfe Patronen ausgeteilt, die
Gewehre wurden sogleich geladen. Major Schmiederer46 war
Kommandant der ganzen bewaffneten Masse. Reiter wurden
ausgeschickt, Piquetes47 bis nach Hofweier vorgeschoben und
die Kinzigbrücke verbarrikadiert und besetzt. Eine Lokomotive
wurde bis Dinglingen geschickt, denn von daher wurde der
feindliche Zug nach erhaltener Mitteilung erwartet.

Indessen war in der Stadt, die durch Lichter und Fackeln
beleuchtet war, ein Gemisch der wunderbarsten Szenen zu
sehen. Verschiedenartige Bewaffnungen, Herren mit Doppelflinten
, Büchsen, Pistolen, Hirschfängern, Säbeln aller Art,
Stockdegen und gemeines Volk mit Sensen und eisernen Gabeln
. Alles bunt durcheinander. Ein Arzt mit einem Bandage-
Apparat, um die Verwundeten sogleich zu verbinden. Neugieriges
Zusammenrennen und Lauschen auf Nachricht, wo der
Feind sich befinde. Unterdessen kamen die Reiter zurück und
meldeten, dass sie keinen Feind gesehen, und als die Lokomotive
zurückkam mit der Nachricht, dass man nirgends etwas
von einem beabsichtigten Überfalle wahrgenommen hatte, so
gingen die Menschen nach Hause oder erholten sich von ihrem
ausgestandenen Schrecken bei einem Glas Wein oder Bier.

24. März. Am anderen Tage rückte nachmittags ein Bataillon
Linientruppen von Karlsruhe zum Schutze der Grenzen in
Offenburg ein und wurde einquartiert. Am 24. März wieder-


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