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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 392
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Manfred Merker

im Gasthaus Fortuna. Der polnische Revolutionsgeneral erhält zum Abschluss 1200 fl. Sold und
eine Kutsche zur rechtzeitigen Flucht ins sichere Straßburg. General Franz Sigel versucht, das geschlagene
restliche Freiheitsheer geordnet in die Schweiz zu führen.

66 Mit der Gruft ist ein Gewölbekeller der Kapuzinergruft der Gymnasiumskirche (heute Mattiaskir-
che) oder einer der verwinkelten Keller der Andreaskirche unter dem nahen Salzhaus gemeint.

67 Die Preußen rückten in Divisionsstärke mit ca. 10000 Soldaten in Offenburg ein, Hauptquartier
war das Ritterhaus. Der Prinz Wilhelm von Preußen, Oberkommandierender der Invasionsarmee,
logierte im Gasthaus Fortuna. Er war bekannt als rabiater „Kartätschenprinz", sein Ausspruch
„gegen Demokraten helfen nur Soldaten!" erklärt das harte Vorgehen der preußischen Besatzung
in der Zeit des mehrjährigen Kriegs- und Ausnahmezustandes in Baden. Prinz Wilhelm wird dann
1861 als Nachfolger seines Bruders König von Preußen und 1871 im Bismarckreich als Wilhelm I.
bis 1888 unser erster deutscher Kaiser (Großvater Kaiser Wilhelms IL, 1888-1918).

68 Johann Adam Nußbaum, Geometer, fortschrittlicher Liberaler, Autor des berühmten Stadtplans
von 1858 (14 Originalblätter 1848-1850, 1857) darin Nachfolger der Vermessungen seines Mithäftlings
G. Gagg (Vermessung 1841-1843); rekultivierte die Offenburger Wiesen, seit 1848 wohnhaft
im Haus Steinstraße 24, 1849 Mitglied im Volksverein, Führer der Bürgerartillerie im II. Aufgebot
, Leiter eines Exekutionszugs nach Lahr am 26.06.1849, deswegen am 28.07. wegen Hochverrats
verhaftet und zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, schikanöse Einquartierung von 36
schlesischen Infanteristen bei seiner schwangeren Frau, Ree verteidigt ihn wegen Befehlsnotstands,
am 21.11. gegen Kaution von 1500 fl. aus der Untersuchungshaft im Offenburger Gefängnis entlassen
, am 25.05.1850 „klagfrei". Er übernimmt später die städtische Gasfabrik und erbaut sich die
elegante Villa Nussbaum.

69 Franz Xaver Bührer, Offenburger Kaufmann und Liberaler, im November 1848 Obmann im II.
Fähnlein der Bürgerwehr, spielt eine führende Rolle bei der Bürgerartillerie, z. B. beim Exekutionszug
nach Lahr, am 28.07.1849 wegen Hochverrat in Untersuchungshaft, trotz Verteidigung Rees
am 20.10. zu zwei Jahren gemeinem Zuchthaus und Kostenersatz der Strafverfolgung verurteilt,
einen Monat später gegen Kautionsstellung von 1500 fl. frei, in der „Rebellen und Gaunerliste" auf
Platz sieben, am 25.05.1850 „klagfrei" durch Mannheimer Oberhofgericht, betreibt danach wieder
seine „Tabak-Cigarren- und Specerei-Handlung.

70 Ludwig Rieß (1820-1849), Altochsenwirt und Offenburger Liberaler, „Witwer, kinderlos, vermöglich
", im Juni 1849 Teilnehmer am Exekutionszug nach Lahr und Durbach (Requirierung von
Schlachtvieh und Wein beim Hofgut Freiherr von Neveu), deswegen am 30.07. verhaftet und ins
Gefängnis eingeliefert, Vermögenskonfiszierung, am 17.11. straffrei", mit auf der „Rebellen und
Gaunerliste", starb mit nur 28 Jahren.

71 Die Brüder Werner Josef, Ignaz und Wilhelm aus Appenweier sind auf dem Morgenrapportzettel
des Gefängniswärters Uhl vom 06.10.1849 aufgeführt.

72 Major von Baczko, Kommandeur des Königlich Preußischen 5. Jägerbataillons vom 11.11.1849-
01.04.1850

73 Rekurs: Revision

74 Karl Hüetlin (1806-1861), Anwalt und von 1832-1849 Bürgermeister von Konstanz, der Heimatstadt
Gaggs, seit Teilnahme am Hambacher Fest 1832 in Süddeutschland bekannter Liberaler, im
Seekreis politischer Gegner der radikaleren Demokraten Fickler und Hecker (kann dessen Aufbruch
1848 aber nicht bremsen), am 02.08.1849 inhaftiert, am 16.10. wieder freigesprochen, 1861 erneut
zum Bürgermeister gewählt, lebte zum Schluss in Freiburg.

75 Als amtsenthobener Offenburger Direktor konnte G. Gagg nach Verlust von über einem Jahr ab
1850 wieder ein paar Jahre als einfacher Lehrer am Gymnasium in Donaueschingen, dann bis zu
seinem Tode 1866 am Lyzeum in seiner alten Heimatstadt Konstanz unterrichten.

76 Beide Personen stehen nicht auf der erwähnten Rapportliste (Anm. 70), sind auch nicht anderweitig
recherchierbar.

77 Adrian Murrmann, Bürgermeister von Philippsburg während der Revolution, Mitbegründer des
dortigen Lese- und des Volksvereins, Mitglied der Verfassungsgebenden Versammlung, 1849/50
wegen Hochverrats verurteilt zu neun Jahren Zuchthaus, Vermögens- und Staatsbürgerschaftsentzug
, sein Rekurs wurde am 12.03.1850 vom Oberhofgericht abgelehnt, flüchtig.


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