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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 441
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Warum sollten Flurnamen - auch in Offenburg - überleben? 441

so geringe Umhegung wie die durch einen Faden nicht „gebrochen
" werden durfte. Einem dünnen Seidenfaden kommt dazu
die Eigenschaft zu, dass er vergleichsweise fest ist; er galt wegen
seiner Seltenheit als kostbar.

Der Flurname Seidenfaden kommt als eingetragener Gewann
-Name im Ortenaukreis außer in Offenburg noch in Berghaupten
vor. Ein Name „Im Seitenpfaden" ist hingegen weder
in der Ortenau (bei über siebzehntausend Namen - überwiegend
eine Aufstellung sämtlicher „offizieller" Namen aus den
Gemarkungsatlanten) noch darüber hinaus in diesbezüglichen
Sammlungen oder Auflistungen zu finden.

Im Rosengarten

Dem alten Gewann-Namen „Im Rosengarten" (18. Jh.: Roosen
Garten) ging es in der Mitte des 20. Jahrhunderts ähnlich. In
amtlichen Karten der Stadt Offenburg findet sich „Im Roßgarten
" und in feinerer Schrift darunter - gleichsam verschämt -
„Im Rosengarten". Etwa ab 1970 ist „Rosengarten" im Kartenwerk
verschwunden.

Auch ein Name Roßgarten taucht in den entsprechenden
Namenlisten im Ortenaukreis nicht auf. Wir finden zwar
mehrmals einen Rossacker oder eine Rossmatte, aber keinen
Garten für Pferde. Rosengarten kommt als Gewann-Name auch
in Hausach und Schwanau-Nonnenweier vor.

Es muss wohl Spekulation bleiben, warum zu damaliger Zeit
die beiden eher lieblich anmutenden Namen Seidenfaden und
Rosengarten einem Zeitgenossen missfallen haben.

Rosengarten und Seidenfaden sind über Kriemhild, die uns
durch das Nibelungenlied bekannt ist, miteinander verbunden
. Ein Rosengarten sowie eine durch einen Seidenfaden -
und sei es auch in übertragenem Sinn - umzäunte Fläche sind
Gebiete, die der jeweiligen üblichen umgebenden Nutzung
entzogen waren.

Um den Rosengarten von Kriemhild war ein Seidenfaden
gespannt, der sich als Bild für eine Mauer bzw. einen Zaun um
einen mit Rosen bestandenen Garten bzw. Anger darbietet. Das
mittelhochdeutsche „vaden" hat die Bedeutung von Umzäunung
. Der im Originaltext angesprochene Anger ist eine eingefriedete
Sondernutzfläche.

Für diese Erklärung des Flurnamens Seidenfaden auf Gemarkung
Offenburg spricht verstärkend eine Aufzeichnung in
den Hinterlassenschaftsakten von 1780: im „Seidenfaden oder


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