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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 453
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453

Forum

„Viel Gutes denke ich Ihnen zu" - Briefe eines
Gerechten: Dr. Albert Schmidt,
Nervenarzt aus Gengenbach (1890-1974)

Es sind leider nicht viele Beispiele dafür bekannt geworden, dass während
der Zeit des Nationalsozialismus jemand Mitleid mit Verfolgten
gezeigt hat oder sich mutig für Juden, etwa gar an höherer Stelle, engagiert
hat. Dr. Albert Schmidt, Nervenarzt aus Gengenbach (1890-1974),
gehört zu dieser kleinen Gruppe von Menschen. Aus seiner Korrespondenz
legen Briefe Zeugnis ab vom Mut und von der Anständigkeit eines
Menschen.

Wenige Wochen nach der Pogromnacht wandte sich Dr. Schmidt an
die Geheime Staatspolizei Karlsruhe und setzte sich dort ein für zwei
seiner jüdischen Patienten aus Altdorf bei Ettenheim. Aus dem Brief
geht eindeutig hervor, daß er sich unmittelbar vor Ort ein Bild nach den
Zerstörungen in Altdorf gemacht und dabei seinen Patienten Siegfried
Wertheimer besucht hatte. Dessen Bruder Robert, der Vorsteher der jüdischen
Gemeinde in Altdorf war, sollte, so die dringende Bitte des
Arztes, umgehend aus Dachau entlassen werden:

An die Geheime Staatspolizei Karlsruhe, den 9.12.1938:

In meiner Eingabe vom 15.11.38 an das badische Ministerium des Innern,
die zuständigkeitshalber an die geheime Staatspolizei, Karlsruhe, weitergeleitet
wurde, befürwortete ich aus dringenden ärztlichen Gründen, dass
der Schwerkriegsbeschädigte Hirnverletzte Siegfried Wertheimer aus Altdorf
bei Lahr sogleich aus der Haft wieder entlassen werde, da es sich
anerkanntermassen um einen der schwersten Fälle unter unsern heute
noch in Deutschland lebenden Kriegsinvaliden handelt.

W. ist nun am 6. d. Mts. nach Hause entlassen worden. Wie ich in dem
oben genannten Schreiben auf Grund persönlicher Besichtigung der Wohnung
des W. berichtete, ist diese samt den Einrichtungsgegenständen nach
seiner Verhaftung völlig demoliert worden.

Ich habe gestern W., den ich seit mehreren Jahren ärztlich betreue, aufgesucht
und ihn in einem Zustand schwerer Verschlimmerung seines Kriegsleidens
getroffen. W. lebt in seiner auf das Notdürftigste hergerichteten
Wohnung in Altdorf. Er bedarf dringend der Hilfe seines Bruders, der mit
ihm zusammen in Haft genommen und bisher noch nicht entlassen
wurde.

Im Hinblick auf die ausserordentlich schweren Verhältnisse, die hier vorliegen
, befürworte ich aus ärztlichen Gründen, dass der Mann, der W. seit


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