Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 469
(PDF, 83 MB)
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Neue Literatur

stunde wurden ihre Namen vorgelesen und
Schüler des Robert-Gerwig-Gymnasiums
Hausach entzündeten für jeden Namen eine
Kerze. Seit dem Herbst 2009 hatte sich eine
Arbeitsgruppe (Bürgermeister Heinz Winkler,
Kulturamtsleiter Martin Schwendemann,
Stadtarchivar Manfred Hildenbrand, Pfarrer
Helmut Steidel, Pfarrer Hartmut Rehr, Sören
Fuß und Mathias Reininger) mit dem Projekt
befasst, das nun abschließend in einer Broschüre
die Biographien zu den Stolpersteinen
ausführlicher vorstellt. Diese Texte von Sören
Fuß sind von großem historischen und dokumentarischen
Wert, da sie nicht das bloß Faktische
aufzählen, sondern die Lebenswelt jedes
einzelnen anschaulich schildern und dem
Leser näher bringen. Auch sehr interessantes
Bildmaterial ist beigegeben, etwa alte Briefköpfe
und Anzeigen jüdischer Unternehmen
in der Stadt. Erschüttert liest man auch vom
tapferen Widerstand des Franz Ruschmann,
der den Kriegsdienst verweigert hat und vom
Reichskriegsgericht 1942 zum Tode verurteilt
wurde. „Erst seit dem Jahre 2010 ist sein
Schicksal bekannt", schreibt Sören Fuß, der
mit diesem Text dafür sorgt, dass auch Franz
Ruschmann in der Erinnerung weiterleben
wird. Aber auch alle anderen Lebensläufe,
denen die Stolpersteine gewidmet sind, sind
nun unauslöschlich in das gemeinsame Geschichtsbuch
Haslachs eingetragen. Dafür gebühren
dem Autor Sören Fuß, dem Arbeitskreis
und der Stadt Haslach Anerkennung und
Dank. Martin Ruch

Daferner, Willi; Rumpf, Dagmar: Hexenprotokolle
1628-1630 im Amt Steinbach. Herausgegeben
vom Historischen Verein Yburg e.V.
Baden-Baden 2011, 396 S., Färb- u. SW. - Abb.

Die beiden Autoren, Dagmar Rumpf und Willi
Daferner, stellten bei der Eröffnung einer bemerkenswerten
Ausstellung zum Thema „Hexenprozesse
in Steinbach" am 26.01.2012,
teilweise mit Originaldokumenten, im ehemaligen
dortigen Amtshaus ihr Gemeinschaftswerk
: Hexenprotokolle 1628-1630 im Amt Steinbach
vor.

Mit einer anschaulichen Lage- und Grenzbeschreibung
wird das geographische Gebiet

abgegrenzt. Die Stadt Steinbach war ein Amtsbezirk
der Markgrafschaft Baden(-Baden).
Hier fanden zwischen 1628 und 1630, also
mitten im Dreißigjährigen Krieg, Hexenprozesse
statt. Eine geschichtliche Einbettung
vermittelt die damalige politische Großwetterlage
, weil sich durch diese vielleicht die
unselige Menschenjagd erklären lässt. Aber
nicht nur in Steinbach, sondern auch schon
wenige Tage zuvor in Baden-Baden und Bühl
wurde den „geständigen Hexen" der Prozess
gemacht. Dass es sich im wahrsten Sinne des
Wortes um einen „kurzen Prozess" handelte,
kann man den Vernehmungsprotokolldaten
und der Erläuterung in diesem Buch entnehmen
, d.h. zwischen erster „Befragung"
und Verurteilung vergingen oft nur wenige
Tage.

Das Verdienst dieses Buches ist es, Mikro-
und Makrokosmos der Politik in dieser kleinen
Markgrafschaft Baden(-Baden) aufzuzeigen
, auf reale Lebensbedingungen hinzuweisen
, politisches Kalkül und menschliche Abgründe
zu erhellen und dabei das Verständnis
über diese damalige Zeit nicht aus den Augen
zu verlieren.

Phänomene, die der Mensch sich nicht zu
erklären vermag, wie Neid, Missgunst, soziale
Konflikte, konstruierte Rechtsverstöße und natürlich
der überall vorhandene Aberglauben,
boten idealen Nährboden für Hexenverfolgungen
. Das kann man diesem Buch entnehmen
. Anhand der vorliegenden Verhörprotokolle
kann man aber auch erkennen, dass die
Opfer nicht nur Frauen waren, sondern auch
Männer und - man mag es kaum glauben -
auch Kinder. Geriet man in die Mühlen dieser
hysterischen Justiz, hatte man so gut wie
keine Chance. Manche Familien wurden über
Jahre und Herrschaftsgrenzen hinweg verfolgt
. Es sind keine „weisen und wissenden"
Frauen, die verfolgt wurden, es waren Arme
und Reiche, Bedeutende und Unbedeutende,
kurz: Menschen wie Du und ich!

Über einen kurzen Zeitraum gibt dieses
Buch einen Einblick in das Leben im „Steinbacher
Städtl". Die minutiös transkribierten Verhörprotokolle
offenbaren damalige Mundart,
die Indices beschreiben Gewanne und Orte


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