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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 36
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36

Manfred Merker

Abb. 16: Der Zweikampf
des Äneas mit
König Turnus in
Buch XII

etwas ältlich erscheinenden Helden.
Ähnlich gestaltet ist auch der Ablauf
des Zweikampfes des Äneas mit König
Turnus im zwölften Buch. Er zeigt das
Geschehen in einem Turnierring vom
Anfang über die verschiedenen Stadien
bis zum Tod des letzten Gegners
auf dem Weg zur trojanischen Begründung
der Römerherrschaft in
Italien.

Alle besprochenen Holzschnitte
zeichnen sich durch eine hohe künstlerische
Qualität und Feinheit in der
Darstellung von Personen und Landschaft
aus. Sie verraten darüber hinaus
eine profunde Kenntnis der antiken
Mythologie selbst in entlegenen Details
und vermitteln so einen lebhaften
Eindruck von dem im Epos geschilderten
Geschehen. Hier wird die umfassende Beratertätigkeit
des gelehrten Humanisten Sebastian Brant erkennbar, der
in der Werkseinleitung in einem Loblied die Wirkung der Malerei
generell und besonders seine „pictae tabellae", seine gemalten
Tafeln, in höchsten Tönen preist. Er bezieht sich dabei auf
ein ähnliches Votum des antiken Naturlehrers Plinius des Älteren
in seiner „naturalis historia" (Buch 35). Krass hat es Brant in
seinem kleinen Gedicht formuliert:

quod legentibus scriptum, id cementibus idiotis pictura",

was für den Leser die Schrift, das ist für den Betrachter,
der nicht lesen kann, das Bild.

Die Bilder sollen für die des Lesens unkundigen Betrachter
die Geschichte auf ihre Weise erzählen, wie die Fresken, Altarbilder
, Steinfiguren und Tympana der Kirchen eine Bibellektüre
für die gläubigen Analphabeten des Mittelalters darstellten
. Dazu auch die Namensbänder, die den Gestalten der
abgedruckten Dichtung beigegeben sind, wobei sich natürlich
die Frage stellt, was die Abbildungen ohne Kenntnis des Textes
erklären können, wenn zum Beispiel unter dem Namensband
des ihm unbekannten „Pollio" ein Zeitgenosse im humanistischen
Gelehrtengewand des 15. Jahrhunderts oder der Ru-
tulerkönig Turnus in elsässischer Ritterrüstung aus der Zeit
der Bauernkriege erscheint. Die Hauptadressaten der jetzt
zum ersten Male gedruckten antiken Klassiker waren sowieso


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