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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 104
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Götz Bubenhofer

grund oberhalb Bergzell, Gemeinde Schenkenzell gelegenen
Hütte. Während der Vater ein gemütlicher Zeitgenosse ist, der
auf der Ofenbank seine Pfeife raucht und dem Gekeife seiner
Eheliebsten gelassen zuhört, ist diese, die Frenz, eine rechte
Beißzange, die ihrem Mann, vor allem aber ihrer Tochter Afra
arg zusetzt. Hansjakob beschreibt sie einmal folgendermaßen:
„Die Frenz war ein kleines Weib mit starkem, blondem Haar,
graublauen Augen und regelmäßigen Zügen. Aber zwei Dinge
kennzeichneten sie für einen kundigen Beobachter als eine, mit
der nicht gut Kirschen essen ist, wie das Sprichwort sagt. Ihr
Mund war lippenlos, und über dem dünnen Fleisch, welches
die Lippen ersetzte, hatte sich ein Bärtchen gelagert, wie es in
späteren Jahren manche Dame gerne heimsucht. Frauen mit
dünnen Lippen sind aber bekanntlich gemüt- und herzlos, und
wenn über solchen Lippen gar noch männliche Bartspuren sich
zeigen, so hat eine derart ausstaffierte Evastochter, wie der
Volksmund sagt, den Teufel im Leib" (S.249f.). Diesen Teufel
im Leib ihrer Mutter bekommt besonders Afra zu spüren, da sie
sich in den Wildschützen Toni verliebt hat, „einen Menschen,
den man in die Zuchthäuser führt! Wildschützen sind zudem
noch Tagdiebe und Faulenzer", meint die Frenz und verbietet
ihrer Tochter den Umgang mit dem Toni. Dieser aber gelingt es
immer wieder, sich heimlich mit ihrem Geliebten zu treffen, so
z.B. auf dem Peter-und-Paul-Markt in Schiltach. Dennoch
kommt die Frenz hinter das Geheimnis ihrer Tochter, weil eine
alte Bettlerin das Liebespaar auf dem Markt gesehen hat und
der Mutter alles berichtet, allerdings ohne böse Absicht, denn
sie sagt: „Nehmt's eurem Meidle nicht übel, dass es Bekanntschaft
hot. Wir zwei sin ou jung gsei und hont Buabe gern
g'sehe" (S.249).

Aber auch den Burschen aus Bergzell und Umgebung bleibt
das Liebesverhältnis zwischen dem Oferle und dem Toni nicht
verborgen, und sie necken die beiden damit, dass sie der Afra
„das Säckle strecken". Dieser Volksbrauch ist, so schreibt Hansjakob
, eine schöne Sitte, die meines Wissens nur im oberen
Kinzigtal vorkommt. Wird irgendwo in einem Haus oder auf
einem Hof zur Winterszeit ein Schwein geschlachtet, so erscheint
am Abend ein Unbekannter und klopft mit einer Stange
ans Fenster ... An der Stange aber hängt ein Säckchen, in welchem
sich ein Wecken und ein Brief befinden. In diesem stehen
, in der Regel gereimt, die Glückwünsche zum Schweine-
metzgen und zur Metzelsuppe und die Bitte, in das Säckchen
auch eine Gabe vom Schlachtfest zu legen. Bisweilen enthält
der Brief auch persönliche Bemerkungen, Neckereien und Bosheiten
" (S.253). Eine solche Neckerei enthält auch der Brief,


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