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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 116
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Götz Bubenhofer

Stelle die verschiedenen Einwände der Familie, hauptsächlich
der Eltern", schreibt dazu Elisabeth Frenzel in ihrem Buch „Motive
der Weltliteratur" unter dem Stichwort „Liebesbeziehung,
verhinderte" und fährt dann fort: „Die heimliche Zusammenkunft
zweier Liebender setzt Gegner dieser Liebesbeziehung voraus
". Sie erwähnt dann die wichtige Rolle des Wächters, dessen
Aufgabe darin besteht, die jungfräuliche Unschuld des weiblichen
Teils zu beschützen. In unserer Erzählung spielt Afras
Mutter, die Frenz, diese Rolle, während in Hansjakobs Lebenswirklichkeit
die Rolle der Gegner die katholische Kirche und das
Zölibatsgebot spielten, und die Rolle des Wächters Hansjakobs
Schwester Philippine übernommen hatte, wie man bei Manfred
Hildenbrand nachlesen kann: „Hansjakobs Haushälterin, seine
Schwester Philippine, das hatte Rijswijk von Trunz erfahren,
habe ihren Bruder ständig bewacht, wenn er Besuch von Frauen
hatte, so dass die Kapläne damit ihren Spaß trieben" (S. 195).
Ohne hier ausführlicher auf das heikle und vieldiskutierte
Thema „Hansjakob und sein Verhältnis zu den Frauen" eingehen
zu wollen, sei hier nur so viel verraten, dass der katholische Priester
Hansjakob, ganz im Gegensatz zu seiner oft geäußerten Mis-
ogynie, die sich vor allem in seinen schon an Schrulligkeit grenzenden
Auslassungen gegen die Frauenemanzipation kundtat,
große Probleme mit der Einhaltung des Zölibats hatte. Hildenbrand
spricht in diesem Zusammenhang von der „wunden Stelle
in Hansjakobs Biographie" und schreibt: „Wie neuerdings
Thomas Lehner nachgewiesen hat, verstieß Hansjakob immer
wieder gegen den Zölibat und hatte mehrere illegitime Kinder"
(S. 195). Und mit Blick auf Hansjakobs literarische Verarbeitung
selbsterlebter unglücklicher Liebe nennt er den historischen
Roman „Der steinerne Mann zu Hasle", die Erzählung „Der Vogt
auf Mühlstein", die Künstlerbiographie über Carl Sandhaas „Der
närrische Maler" und eben die Erzählung „Afra". „Ein Happy
End" so Hildenbrand, „konnte es in all diesen Liebesgeschichten
für den an den Zölibat gebundenen katholischen Pfarrer Heinrich
Hansjakob nicht geben. Es scheint, als spiegeln sich seine
eigenen, aussichtslosen Liebesbeziehungen in den tragischen
Lebensumständen seiner Erzählfiguren" (S.201). Ganz ähnlich
pessimistisch äußert sich Hansjakob über die Liebe, und zwar in
der Erzählung „Afra" selbst, wenn er schreibt, dass „Lieben leiden
heißt" (S. 251) und fragt: „Wer aber hat allen Unfrieden und alles
Leid in dieses Paradies gebracht? Antwort: Amor, der Gott des
Unheils, der an jenem Sommermorgen im Morgenrot die Seele
der Afra traf in Gestalt eines Wildschützen. Und heute kann das
alte, kleine, greise Mütterlein sagen mit jenem alten Volkslied:
An allen meinen Leiden/Ist nur die Liebe schuld" (S.277).


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