Freiburger historische Bestände - digital

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„Behüef dich Gott! es war' zu schön gewesen"

Joseph Victor von Scheffel:

Zwischen Sehnsucht und Desillusionismus

Hansgeorg Schmidt-Bergmann

„Neben seiner Bibel", brauche jeder echte Deutsche im Hause
„nur noch ein Buch Scheffels", urteilte ein Biograph kurz nach
dem Tod des Autors.1 Als Joseph Victor von Scheffel am 9. April
1886 in seinem Elternhaus in der Karlsruher Stephanienstraße
verstarb, war die Trauer groß. Hunderte Beileidstelegramme aus
ganz Deutschland trafen ein, alle deutschsprachigen Zeitungen
berichteten von dem Tod des beliebten Dichters, der in den
siebziger und achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts
zu den populärsten und meist verkauften deutschsprachigen
Schriftstellern zählte, zu vergleichen nur mit den Klassikern
Goethe und Schiller. Die Beerdigung drei Tage später wurde zu
einer beeindruckenden Trauerbekundung für den badischen
Dichter, Tausende begleiteten den Sarg zu seiner letzten Ruhestätte
, einem Ehrengrab im „Campo Santo"; in dem Teil des
neuen Karlsruher Friedhofes also, der von Josef Dürrn geplant
wurde, dem Architekten, der Scheffels Villa auf der Mettnau am
Ufer des Bodensees erbaut hat. Die Karlsruher Zeitung berichtet
über den Abschied von Joseph Victor von Scheffel:

Schon lange vor 11 Uhr war die Stephanienstraße (Nr. 16) mit
Leidtragenden angefüllt, unter denen man so ziemlich alle hervorragenden
Personen bemerken konnte, welche unsere Stadt birgt In
einem Zimmer des oberen Stockes, welches man mittelst Pflanzen
in einen Lorbeer- und Palmenhain umgewandelt hatte, stand der
Sarg, über und über bedeckt mit Blumen und Kränzen. [...] Im
Nebenzimmer nahm der einzige Sohn Scheffels in seiner Ulanen-
uniform die Beileidsbezeugungen entgegen. [...] Hier bemerkte
man die Minister Turban, Rokk und Eisenlohr, viele sonstige höhere
Staats- und Hofbeamte, Mitglieder der beiden Kammern,
darunter Lamey, von Hornstein und Roppel, ferner der Verleger
der Scheffel 'sehen Lieder, Schauenburg von Lahr, Fabrikant Bally
von Säckingen, hervorragende Vertreter der hiesigen Künstler- und
Gelehrtenwelt, höhere Offiziere, darunter General von Melchior
(früher in Konstanz), Studenten [...] als Vertreter von Corps und
Burschenschaften. [...] Gegen 11 Uhr kam Se. Königliche Hoheit
der Großherzog und fast zu gleicher Zeit auch Se. Durchlaucht der