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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 154
(PDF, 86 MB)
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1 Günther Mohr

„als die Nachrichten über die mißlungene Verschwörung vom
zwanzigsten Juli kamen. Unter denen, die Hitler hängen ließ,
war Sabines Mann. Sie selbst wurde ins Gefängnis nach Moabit,
dann ins Konzentrationslager von Oranienburg gebracht, der
Freiherr unter Aufsicht gestellt/'40 Ein neutraler Bericht - erst
im Folgenden deutet sich eine Bewertung an: Sparre schließt
Freundschaft mit dem Freiherrn, und dessen Tochter wird seine
Frau.

Ein Verwandter, den Freiherr von Ortenau aufgenommen
hat, ist General von Löwenstein. Als es zur ersten Begegnung
mit ihm kommt, stellt ihn der Freiherr leise so vor: „In Nürnberg
mitangeklagt und freigesprochen/'41 Sparre, der in der Zeit
des Nationalsozialismus Unabhängigkeit gefunden hatte,42
schließt sich an Menschen an, die unter der Unfreiheit gelitten
hatten und die er wohl nicht als „Massenwesen" ansieht. Sie
haben den Nationalsozialismus nicht direkt bekämpft, waren
aber auch nicht mit dem Unrechtssystem mitgegangen wie die
„Massenmenschen".

Wichtige Romanfiguren wie der Freiherr und Ewald Sparre
sind so als Menschen dargestellt, die sich dem Einfluss der Nationalsozialisten
entzogen. Warum und wie sie dazu in der Lage
waren, das thematisieren weder sie selbst noch andere Figuren
des Romans. Sparre hat seinen Sohn im Krieg verloren wie der
Freiherr von Ortenau43, aber als Motiv für Distanz zum Nationalsozialismus
führt das Flake nicht aus.

Aber auch die andere Seite, die Täter und ihre Verbrechen,
werden nur beiläufig erwähnt. So bei der Erwähnung einer entfernten
Verwandten des Freiherrn, einer österreichische Nonne,
die der Schlossherr bei sich aufnahm. „Hitler schloß das Kloster,
die Rückkehr ist noch schwierig, [,..]."44 Das Regime ist auf Hitler
reduziert, die Frage des Verhaltens des Naziregimes zu den
Kirchen wird hier nicht aufgegriffen. Eine Bewertung etwa in
einer der in den ersten Nachkriegs jähren verwendeten sprachlichen
Bezeichnungen wie „Unrechts"- oder „Terrorherrschaft"
unterbleibt.

Ein anderer Rückgriff auf die Nazizeit ist irritierend, wenn
nicht erschreckend. Als es zu einer Unterhaltung über den
Zwetschgenanbau kommt, erwähnt der Freiherr, dass sich der
Einsatz chemischer Spritzmittel lohne; jetzt könnten sie langsam
wieder verwendet werden. „Jahrelang fehlte es überhaupt,
man rückte mit den Giften lieber dem Mitmenschen als dem
Ungeziefer auf den Leib." Was wir Holocaust oder Shoa nennen
, erwähnt die für Sparre sympathische Gestalt des Freiherrn
im Zusammenhang der Zwetschgenernte, um anschließend
davon zu sprechen, dass in den nächsten Tagen das Bühler


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