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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 161
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Schloß Ortenau" von Otto Flake

werden. Seinen Heiratsantrag nimmt sie im Bewusstsein an, ihn
nicht zu lieben, verheimlicht das auch nicht - eine Heirat unter
der Bedingung, dass sie jederzeit aus beruflichen Gründen in
die neue Hauptstadt Bonn gehen kann, um „es doch noch aus
eigener Kraft zu etwas zu bringen"78.

Unter Berufung auf diese Abmachung verlässt sie ihn und
das Schloss nach einem Jahr, um in München bei einer Illustrierten
zu arbeiten. Später ist sie in Rom, dann geheim im
kommunistischen Ungarn, schließlich in Abessinien - so erlebt
sie einen raschen Aufstieg als Journalistin und Fotografin.
Sie bleibt länger als geplant in Abessinien, verliebt sich in
einen Amerikaner, wird wieder schwanger. „Das Gefühl, hier
im königlichen Hochland zu sitzen, dem übervölkerten Europa
entrückt, täglich dem Unerwarteten zu begegnen, jagen
zu dürfen, überwältigt mich", schreibt sie an Karl Junkermann
und bittet ihn um ihre Freiheit. Er willigt darauf in die Scheidung
ein.79 Aber Alma trennt sich auch bald von ihrem zweiten
Mann.80

Den Grund erfährt Sparre über seinen Mitbewohner, den
Gynäkologen, der notierte, was ihm Alma mitgeteilt hatte:
„Mister J., Amerikaner, siedelte in den Schwarzen Erdteil über,
weil er für weiße Frauen zu stark gebaut war. Als er sich in Addis
Abeba niederließ, ging ihm ein Ruf voraus, der die Neugier der
weißen Damen erregte. Frau A., amazonisch, ließ sich auf das
Wagnis ein, wurde Mutter, heiratete ihn und löste die Ehe auf,
der sie physisch nicht gewachsen war."

Von ihrem geschiedenen Mann materiell gut ausgestattet,
kehrt Alma nach Europa zurück, lässt sich in der Nähe des
Schlosses nieder, besorgt für ihre zwei Kinder eine Obhut und
setzt rasch ihre Karriere bei der Münchener Illustrierten fort.
„Nicht lange, und sie stand wieder in den Illustrierten, mit dem
neuen Porsche fuhr sie oft nach München." Seinem Erzählerbericht
setzt Sparre in der ihm eigenen Lakonik, vielleicht auch
nicht ohne Selbstironie, hinzu: „Auch ich kam zu meinem
Auto, es war ein Volkswagen."

Ewald Sparre sieht in ihr „Atalante, die geschürzte Jägerin",
eine jungfräuliche Amazone und Jägerin der griechischen Mythologie
, die schnellste Läuferin, die nur durch eine List einem
Mann unterliegt - die Mythologie weglassend, „das, was sie vor
drei Jahren hatte werden wollen, die unabhängige Frau, die
alles sich selbst verdankt". Dass sie auf ein Frauenbild verweist,
das für die Jahre der Entstehung und Veröffentlichung des Romans
nicht alltäglich war, braucht nicht betont zu werden; es
genügt, Pfarrer Obrecht anzuführend, der milde über die
„schöne Dämonin" seufzt.81 Ihr Bild, in den 50er Jahren noch


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