Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 208
(PDF, 86 MB)
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208

Ralf Bernd Herden

Doch zurück zur ersten Begegnung nach der zweiten Hochzeit
des Vaters und Geburt des ersehnten männlichen Erben
Heinz (der im wahren Leben Otto hieß):

„Am Abend, als die Herren im Rauchzimmer bei Bier und
Zigarren plauderten, folgte Hilde ihrer Stiefmutter beim Gang
durch die Wirtschaftsgebäude. Dabei imponierte ihr die junge
Frau nicht nur durch bestimmtes und sicheres Auftreten der
Dienerschaft gegenüber, sondern auch durch Sachkenntnis
und gewissenhaften Fleiß. Hilde dachte an ihre zarte und
kränkliche Mutter, und sie musste sich gestehen,41 dass Groß-
werdau unter der Obhut der neuen Herrin sehr viel besser gedeihen
würde. Auch ihr Vater musste sich an der Seite einer
Frau, die aus natürlicher Veranlagung seine Interessen teilte,
glücklich fühlen, abgesehen davon, dass sie jung, liebenswürdig
, schön und die Mutter seines Sohnes, des ersehnten Erben,
war.

Das ausschließlich mit eigenen Trophäen geschmückte Jagdzimmer
, das wohl zugleich auch als Herrenzimmer diente, war
Otto Goeringers Refugium und ganzer Stolz. Julie Goeringer,
seine zweite Frau, war vom Gastronomiefach: Sie war die
Tochter des Hirschwirts von Untertürkheim und hatte vor der
Ehe im „Hotel Post" in Freudenstadt (dem Stammhaus der
Gastronomendynastie Luz von Freudenstadt) als Buffetdame
gearbeitet.

Schlingpflanzen (1908)

Dieses Werk ist ein Schlüssel-Roman aus dem homosexuel-
len-Milieu einer bestimmten Theaterwelt im Berlin der Zeit
um die Jahrhundertwende - es schwebt zwischen den engen
Moralpflichten der Kaiserzeit und der offeneren Gesellschaft
und Freiheit der Gegenwart. In der Zeit des Nationalsozialismus
hätte dieses Werk die Autorin zumindest die Freiheit
gekostet.

Es geht das Gerücht um, der Roman sei nach seiner Veröffentlichung
sogar beschlagnahmt worden, ein Nachweis hierfür
war jedoch bisher nicht aufzufinden.

Lassen wir die Autorin kurz selbst in ihr Werk und seine
Handlung einführen: „Warum ich sie Euch erzähle? Weil viele
törichte und falsche Dinge über die Leute gesprochen werden,
die ich ,die Anderen' nenne, weil man sie entweder als Helden
und Märtyrer feiert oder aber sie schilt als ruchlose Verbrecher.
Sie sind jedoch weder das eine, noch das andere. Sie sind willenlose
Kranke, deren naturwidriges Gebaren den Abscheu der
Gesunden erregen muss."43


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