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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 238
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O Q Q Irmgard Schwanke

Ausbildung in Gengenbach

Die Lehrerausbildung war im deutschen Südwesten lange kaum
institutionalisiert. Erst im 19. Jahrhundert wurden Seminare
eingeführt, die eine einheitliche Ausbildung gewährleisteten.
August Ganther besuchte als Abgänger der Volksschule zunächst
die Präparandenschule in Gengenbach, auch Vorseminar
genannt, danach das Lehrerseminar in Karlsruhe. Im Vergleich
zu der ausführlichen Beschreibung der Kindheit in Oberkirch
sind seine Aufzeichnungen über die Zeit in Gengenbach
knapp gehalten.38

August Ganther wohnte dort gemeinsam mit einigen anderen
Schülern bei einem Hutmacher. Neben nicht näher genannten
Unterrichtsinhalten lernte er Notenlesen und Klavierspielen
. Einer ausführlichen Beschreibung waren August
Ganther zwei Gefahrensituationen wert, bei denen er beinahe
ertrunken wäre: „In Gengenbach war es, im Jahre 76. Hinter
dem mächtigen alten Klostergebäude, in dem das Vorseminar
untergebracht war, schlängelte sich ein kleiner Bach hin, der
nicht weit vom Prälatenturm sich in die breitspurig daher-
flutende Kinzig ergoß/' In diesem Bach entdeckten August
Ganther und einige Mitschüler einen Kahn. Die Jungen sprangen
hinein, einer nahm die Ruder „und im Handumdrehen
waren wir auch draußen in der Kinzig unweit der Stelle, wo
die breite Brücke über den Fluß führt. Eine Schar Leute liefen
auf der Brücke zusammen und starrten ängstlich" auf den
Kahn, der „dem unterhalb der Brücke jäh abfallenden Wehr
zutrieb." „Wir [...], unerfahren und angstvoll [...], kamen
mehr und mehr dem schäumenden, brausenden Wehr nahe.
Im letzten Augenblick vor dem Fall kam uns Hilfe [zu]. Ein
mutiger Mann kam vom Ufer her gerannt, sprang in den
[Kahn] und lenkte ihn mit wuchtigen Ruderschlägen ans
Land," wo er die Jungen als „gottverdammte Lusbuewe" und
„Dummköpf" beschimpfte.

„Noch einmal, im Sommer des folgenden Jahres, kam ich
durch die tückische Kinzig in Lebensgefahr. Unterhalb des
schon genannten Wehrs führte ein vom Flusse abgeleiteter
Kanal durchs Wiesengelände. Seinen Weg nahm er durch das
städtische Schwimmbad. Da hing ich eines schönen Tages an
einer Stange und übte mich im Schwimmen. Weiter oben war,
wenn ich nicht irre, eine Stellfalle. Diese muß durch jemand
dummerweise geöffnet worden sein. Ein ungeheurer Wasserschwall
strömte plötzlich in das Bad, riß mich mit unheimlicher
Wucht von der Stange weg. [...] Doch, welch ein Glück! Einer
meiner Mitschüler, Adam Stein, bemerkte meine Todesnot.


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