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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 243
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Lohkäse, Bollenradhüte und gesottene Erdäpfel

Versailler Vertrags, das August Ganther mit vielen Zeitgenossen
teilte.68 Wie zahlreiche Deutsche befürwortete er es, dass
Deutschland 1933 aus dem Völkerbund austrat, nachdem dem
NS-Staat aufgrund berechtigter französischer Ängste vor einer
deutschen Wiederaufrüstung die sofortige militärische Gleichberechtigung
verwehrt worden war: „Deutschland verläßt den
Völkerbund, ganz mit Recht, nachdem es 14 Jahre am Narrenseil
herumgeführt worden. Abends bei Maier die Hitlerrede angehört
, die Hand und Fuß hat/' Eine Rede Hitlers zwei Wochen
später kommentierte er mit den Worten: „Schwächer, weil sich
die Stimme vor Wut zerschlägt/'69

Öffentliche politische Äußerungen August Ganthers sind
nicht bekannt, ebenso wenig eine Mitgliedschaft in der
NSDAP.70 Die nationalsozialistischen Machthaber, die Begriffe
wie Heimat und Brauchtum für ihre Propaganda missbrauchten
, wussten den Dichter dennoch für ihre Sache zu nutzen. Ein
August-Ganther-Abend im Jahr 1937, zu dem Bürgermeister
Doli einlud, wurde in der Presse mit folgenden Worten kommentiert
: „Unser Volk hat für heimatverbundenes Dichttum
wieder Verständnis und Liebe gefunden. [...] So wurde der Heimatabend
[...] zu einem Erlebnis für die Gemeindefamilie und
zu einem Fest der Volksgemeinschaft [...]."71 Als im darauffolgenden
Jahr am Geburtshaus August Ganthers eine Gedenktafel
enthüllt wurde, „erinnerte Bürgermeister Doli daran, daß es
einmal eine Zeit gab, in der solche Feiern unmöglich waren,
eine Zeit, in der man für Dichter und Sänger deutscher Art,
deutschen Brauch- und Volkstums nichts übrig hatte. Daß dem
heute nicht mehr so ist, verdanken wir unserm Führer/' Weiter
forderte der Bürgermeister „Lehrer und Schüler auf, in Dankbarkeit
unsern Führer und Reichskanzler mit einem dreifachen
Sieg Heil zu grüßen. Das Deutschlandlied und Horst Wesel-Lied
beendeten die Feier/'72

Kurz darauf, am 5. April 1938, verstarb August Ganther in Vöh-
renbach, dem Wohnort seines Sohnes, im Alter von 76 Jahren
.73 In Oberkirch tragen eine Straße und eine Schule seinen
Namen. Auf dem Friedhof erinnert der Grabstein von Helene
und August Ganther an den Dichter und seine Frau. Er wurde
nach Auflösung des Freiburger Grabes nach Oberkirch gebracht
. 1989 wurde von der Stabhalterei Walachei und der
Stadt Oberkirch der August-Ganther-Brunnen in der Hauptstraße
gegenüber Ganthers Geburtshaus gestiftet. Der Oberkir-
cher Bildhauer Michael Huber hat für den Brunnen Ganthers
Wahlspruch „Mir sin fürs Ohr! Gang, trag' üs vor!" künstlerisch
umgesetzt.


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