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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 275
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„Jenisch" - eine Diebes- oder Gaunersprache? 9 7S

So beschreibt J. K. von Train im Jahre 1833 in seinem „Wörterbuch
der Gauner- und Diebs- vulgo Jenischen Sprache" „Cho-
chemer Loschen"3 die Jenischsprecher, bzw. die jenische Sprache
:

„Schon seit Karl V. (1500-1558) besteht eine Sprache, welche,
ein Gemisch von gemeinen oberteutschen, jüdischteutschen,
selbstgemachten, verdrehten und verstümmelten Worten, seit
jenen Zeiten unter den europäischen Zigeunern, Dieben, Bettlern,
Gaunerjuden immer gangbarer, und besonders bei ihrer Entstehung
von den Gorden-Brüdern - wie sich die abgedankten Soldaten
nannten, die als Bettler umherzogen und dabei stahlen und
raubten - sehr geläufig gesprochen wurde.

Diese Sprache, welche von dem Gesindel darum angenommen
wurde, um von den Unkundigen nicht verstanden zu werden, hieß
anfangs die Rothwälsche. Daß Gotsched4 diese Benennung vom
kaiserlichen Kammergerichte zu Rothweil herleitete, weil dieses
seine Urtheile ec. in so schlecht teutscher, größtenteils unverständlicher
Sprache verfaßt habe, war wohl nur ein unglücklicher
Witz.

Es ward auch die Meinung geltend, daß Rotwälsch vom italienischen
,rotto, gebrochen' stamme, so daß es eine zerbrochene,
kauderwälsche Sprache bedeute. ...Im Rotwälschen heißt Rot ein
Bettler und Rotbos eine Bettlerherberge; wälsch ist ausländisch,
fremd überhaupt; rotwälsch wäre also ganz eigentlich die Sprache
der Bettler und Landstreicher.

In der Folge erhielt diese Sprache den Namen: ,die jenische'
- Die Franzosen bezeichnen sie mit Jargon' - zu teutsch: verderbte
Sprachart, kauderwälsch, Rothwälsch, unverständliche
Sprache, Geschwätz - und die Gauner und die Räuberbanden
nennen ihre Sprache: ,Chochem Laschon' das heißt: ,die kluge
Sprache', welches aber im allgemeinen: ,Kochemer Loschen'
gesprochen wird."

Merkwürdigerweise haben sich sehr viele jenische und zum Teil
auch jiddische Ausdrücke in meinen Wortschatz eingenistet
oder eingeschlichen, ohne dass ich immer mit Bestimmtheit
sagen kann, wann und wo. Aufgefallen ist mir dies erst, als ich
mich mit der Sprache der Scharfrichter und Schinder (Abdecker
) befasst habe! Deshalb will ich auch nicht alle jenischen
Wörter erklären, die im Umlauf sind, dies wäre auch gar nicht
möglich, sondern nur die, die ich als solche in meiner Umgangssprache
definieren kann und ein paar solcher, die ich besonders
gelungen finde und die die weite Verbreitung im süddeutschen
Sprachraum deutlich machen.


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