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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 512
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512 F°mm

terhin Dialekt spricht, bekommt das Hochdeutsche mehr und mehr
Gewicht. Es gibt wieder Dichtung in deutscher Sprache (Friedrich Lien-
hard, Rene Schickele, Ernst Stadler usw.). 1914 sprechen diese Klassen
fast ausschließlich Elsässisch und verwenden das Hochdeutsche als
Schriftsprache. Zwischen 1870 und 1920 wird das Elsässische als „Kul-
turmarker" verwendet, durch das sich Elsässer und deutsche Einwanderer
voneinander unterschieden.

Nach dem Ersten Weltkrieg kommt das Elsass wieder zu Frankreich.
Es erfolgt nun die Franzisierung des öffentlichen Lebens. Eine sprachliche
Assimilierung vor allem durch die Schulen führt zum Rückgang der
Hochdeutschkenntnisse und bedroht letztendlich die Existenz des elsäs-
sischen Dialekts.

Während des Zweiten Weltkriegs (1940 bis 1944) erfolgt der An-
schluss des Elsass an das nationalsozialistische Deutschland. Diese Zeit
wird von der Bevölkerung als wahre Tragödie erlebt (Zwangseinberufung
in die Wehrmacht, Konzentrationslager usw.). Während dieser Zeit
sind Wörter französischen Ursprungs verboten und müssen französische
Namen eingedeutscht werden.

1945 bis heute

1945 wird die sprachliche Sonderstellung des Elsass infrage gestellt. Es
entsteht ein Minderwertigkeitskomplex aufseiten der Elsässer. Das Elsässische
wird nun als negativ angesehen. Die Treue gegenüber Frankreich
äußert sich im Verzicht auf die Muttersprache. Zum ersten Mal in
der Geschichte des Elsass wird das Hochdeutsche aus der Grundschule
verbannt und sein Platz in der Presse sehr eingeschränkt. Deutsch wird
in den weiterführenden Schulen als Fremdsprache unterrichtet. Das
Elsässische wird aus der Schule verbannt, die Kinder werden bestraft,
wenn sie in der Schule oder auf dem Schulhof Elsässisch sprechen. So
kommt es dazu, dass das Elsässische als ein Nachteil für den schulischen
Erfolg angesehen wird und als hinterweltlerisch und als Unbildung
schlechthin gilt. Aber es wird wegen seiner Verbindung zum Deutschen
vor allem als eine nationale Schande angesehen. Zu diesen negativen
Spannungen kommen die Auswirkungen des veränderten Lebensstils
(Verstädterung, Entwicklung des Tertiärsektors, kulturelle Orientierung
usw.), die innerhalb der Familien ein Phänomen der Selbstzensur hervorbringen
, sodass die Eltern die elsässische Sprache nicht mehr an ihre
Kinder weitergeben.

Die jüngere Generation drückt sich daher viel weniger gewandt auf
Elsässisch aus und kann zum großen Teil nicht richtig auf Hochdeutsch
schreiben, wenn auch leider die Beherrschung des Französischen dadurch
nicht besser geworden ist. Diese Generation wurde bereits, wenn
das auch etwas übertrieben ist, als sprachenlose Generation bezeichnet.
Aber gleichwohl ist es diese Generation, die Ende der 60er Jahre die
bestehende Sprachsituation als unbefriedigend empfindet und infrage
stellt. 1968 wird die Rene Schickele-Gesellschaft gegründet, die für eine
zweisprachige Erziehung eintritt. In den folgenden Jahren entstehen
neue Organisationen und Zeitschriften, die sich für die Förderung der
Regionalsprache einsetzen. Eine langsame Bewusstwerdung tritt ein: die


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