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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 66
(PDF, 98 MB)
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Christine Muller

mir bald Näheres mitteilen könnten. Wenn die Glocken doch abgeliefert
werden müssten, wäre es besser, dies vor dem 30. Juni zu tun, weil
ich dann pro Kilogramm 1 Mk mehr zu beanspruchen hätte."

In Ingwiller ist Pfarrer Sprauel um die Qualität des Metalls
bekümmert und reicht sogar eine Probe ein. Knauth antwortet:
„Auf die bei Ihrem gestrigen Besuch in Strassburg gestellte Anfrage
hinsichtlich der Bewertung der Metalllegierung Ihrer Glocken antworte
ich Ihnen ergebenst, daß die größere oder geringere Güte des
Metalles für die Frage der Ablieferung ohne Bedeutung ist. Da es sich
auch bei Ihren Glocken zweifellos um Bronzematerial handelt, so
unterliegen dieselben der Beschlagnahme, sofern nicht aus geschichtlichen
oder künstlerischen Gründen eine Befreiung gerechtfertigt erscheint
. Das Letzere dürfte bei Ihren Glocken aber wohl kaum der
Fall sein." Es handelt sich jedoch um Stahlglocken,53 die deswegen
nicht beschlagnahmt werden.

Es gibt Eifrige: der Bürgermeister von Goxwiller, von welchem
ein Foto verlangt wird, um beurteilen zu können, ob
seine Glocke von 1802 „etwa in die Liste B- oder C (Glocken mit
mäßigem oder besonderem Kunstwert) angenommen werden kann",
antwortet, dass „... die Glocke weder einen mässigen noch besonderen
Kunstwert besitzt und dass ich darum eine photographische
Aufnahme derselbe ... nicht für nötig erachte".

In Rosheim wurde die Beschlagnahme der Glocken und der
Prospektpfeifen zum Konflikt zwischen dem Bürgermeisteramt
und dem Pfarrer.

Im Zweifelfall schreibt Knauth, wie z.B. nach Rosenwiller
oder Altorf, und rät, in der Erwartung seines Besuches von der
Ablieferung ... Abstand zu nehmen. Wenn es eilt oder wenn
ein Irrtum behoben oder die Stadtväter beruhigt werden müssen
, benutzt Knauth das Telegramm.

Patriotische Begeisterung trifft man auch an, etwa in Rothbach
. Dort befindet sich eine Randbemerkung im Schreiben des
Lehrers über die dortigen Glocken: „Bemerkung: die Glocke wurde
am 24.7.1917 abgeliefert und dient jetzt dem Vaterland zur Wehr."

Nach dem Kriege wird festgestellt, dass etliche Glockenbesitzer
nie entschädigt worden sind. Andere wurden gezwungen,
Kriegsanleihen anzunehmen. Für die als Sicherungsgut abtransportierte
Glocke „ist s. Zeit nichts bezahlt worden", schreibt
man nach dem Kriege in Neudorf (Village-Neuf).

Einwirkung der Beschlagnahme auf die Bevölkerung

Was „die Hergäbe der Glocken für militärische Zwecke ... bedeutete,
und welchen Eindruck sie auf das Volk machen musste, dessen war
sich selbst die Regierung bewusst, und obgleich die Beschlagnahme


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