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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 68
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^g Christine Muller

daß man dem rauhen Zwang der Not gehorchen und auch dieses
Opfer dem Vaterland bereitwillig darbringen müsse"

Die Presse kann auf eine neutrale Weise über die Beschlagnahme
berichten, wie z.B. für Dambach-la-Ville: „Dambach,
6. Mai. Im Lauf der letzten Woche sind die hiesigen Glocken abgeliefert
worden. Außer des Glöckleins auf dem Rathaus stammen alle
aus dem letzten Jahrhundert. Die fünf Glocken der Kirche wurden
1865 beim Wiederaufbau des verbrannten Gebäudes gegossen, die
der beiden Kapellen außerhalb der Mauern vor etwa 110 Jahren. Das
Rathausglöcklein stammt aus dem Jahre 1677, wurde also erst 130
Jahre nach dem Bau des Rathauses beschafft. Die größte der vier
abgelieferten Kirchenglocken dürfte zu den schwersten des Landes
gezählt werden dürfen. Sie weist das ansehnliche Gewicht von 61
Zentner auf"

Diejenigen, deren Amt es ihnen erlaubt, greifen ein, wie Pr.
Amthor59, der Knauth nach seinem Aufenthalt in Dambach-la-
Ville, schreibt: „Bei meiner gestrigen Anwesenheit in Dambach
Kreis Schlettstadt wurde mir mitgetheilt, daß auch die Glocke des
Rathauses mit abgeliefert sei und daß dieselbe aus dem 14. Jahrh.
stamme und ein Geschenk des Bischofs Berthold von Bucheck sei. Ich
kann die Richtigkeit der Angaben nicht nachprüfen, wollte Ihnen
aber doch Mittheilung machen, damit die Glocke ev. gerettet werden
könnte. Gestern, Sonntag Abend standen die Glocken noch auf dem
Bahnhof Dambach."

Es gibt Orte in welchen sich die Beschlagnahme in Ruhe
vollzog, wie z. B. in Klingenthal: „Abgenommen wurden dieselben
in aller Stille." Was dachten jedoch die Leute?

Der Lehrer aus Kindwiller bemerkt: „Jetzt erst verstanden viele
die Bedeutung und den Wert der Glocken."

Anderorts musste für Ordnung gesorgt werden. In Rosheim
berichtet Pfarrer Vierling: „Die Enteignung rief grosse Erbitterung
unter der Bevölkerung hervor, sogar Leute, die sonst nicht sehr religiös
waren, sprachen arge Verwünschungen u. Flüche aus ... Die
Entfernung der Glocken ging der Bevölkerung sehr nahe, keine
Kriegsmassregel hatte bisher so niederschlagend gewirkt." Die Glocken
beider Kirchen wurden vom 25. bis 27. April abgenommen
. „Als die Glocken unten standen, machte sich alles darüber her,
u. wollte ein Andenken davon haben; die ganzen untern Ränder
wurden davon abgeschlagen. So arg war das Hämmern, dass ich
schließlich eine militärische Wache dazu stellen mußte, sonst wären
die armen Glocken haarklein geschlagen worden." Der dortige
Schulmeister Charles Kuntz hat ebenfalls berichtet: „Der mit
den Glocken beladene Wagen stand einige Tage vor dem Hauptportal
der Unterkirche. Die ganze Gemeinde kam herbei, um die Glocken
vor der Ablieferung noch einmal zu sehen. Viele brachten Hammer


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