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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 75
(PDF, 98 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0076
Die Beschlagnahme der elsässischen Glocken während des Ersten Weltkriegs

bemerkenswerten Inschriften wie dem alten, durch Schillers Gedicht
berühmt gewordenen Vers „Defunctos plango, vivos voco, ful-
gura frango" nicht vorübergehen; aber auch die jüngeren lateinischen
und deutschen Spruchinschriften sind der Beachtung und
Aufzeichnung im örtlichen wie im allgemeinen Interesse würdig.
Hierbei mitzuwirken sind der Geistliche und der Lehrer des Ortes in
erster Linie berufen. Sie sind auch besser als irgend jemand geeignet,
eine Sammlung der Bräuche und Sagen vorzunehmen, da diese eine
längere Befragung der Landleute und eine Vertrautheit mit ihren
Anschauungen erfordert, die man bei einem Ortsfremden nicht voraussetzen
darf. An diese Herren, ebenso aber auch an alle sonstigen
Freunde der deutschen Volkskunde, ergeht daher unsre herzliche
Bitte, durch Umfrage alsbald festzustellen:

1. welche Bräuche bei der Taufe der Glocken, der Aufhängung und
Abnahme geübt werden,

2. ob eine besondere Läuteart (Beiern, Bimmeln, Kieppen) bei bestimmten
Gelegenheiten, in der Weihnacht, Neujahrsnacht oder
Allerseelen, üblich ist,

3. die im Volksmunde üblichen Namen einzelner Glocken, die Deutung
ihrer Rufe und Gespräche,

4. den Glauben an ihren Schutz vor Unwetter, Krankheit und bösen
Mächten oder an ihre vorbedeutende Kraft,

5. Sagen von Glocken, die in der Karwoche auf Reisen gehen; von
geraubten und geretteten, versunkenen und aus dem Wasser oder
der Erde emporsteigenden Glocken; von den beim Glockenguß
ermordeten Lehrbuben usw.

Was die rege Phantasie unseres Volkes im Nachsinnen über diese
Wahrzeichen des christlichen Gottesdienstes seit Jahrhunderten hervorgebracht
hat, und was bei der lebhaften Teilnahme, mit der vie-
lerorten das Volk den Schicksalen seiner Kirchenglocken folgt, an
bemerkenswerten neuen Sagen und Bräuchen auftaucht, wolle man
nicht für leer und bedeutungslos halten, sondern als ein Zeugnis
seines Geisteslebens aufzeichnen und der Geschäftsstelle des Verbandes
Deutscher Vereine für Volkskunde in Freiburg i. Br. (Silber-
bachstr. 13) einsenden.

Namens des Verbandes deutscher Vereine für Volkskunde:
Professor Dr. Bohnenberger (Tübingen). - Professor Dr. J. Bolte (Berlin
). - Geheimrat Professor Dr. Kuhn (München). - Professor Dr. Fr.
von derLeyen (München). - Professor Dr. John Meier (Freiburg i. Br.).
- Professor P. Sartori (Dortmund). - Pfarrer O. Schulte (Großen Linden
bei Gießen). - Hofrat Professor O. Seyffert (Dresden). - Geheimer
Regierungsrat Profesor Dr. Siebs (Breslau). - Professor Dr. M. Win-
genroth (Freiburg i. Br.).


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