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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 83
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0084
Die Beschlagnahme der elsässischen Glocken während des Ersten Weltkriegs

Glocke befindet. Die Inschrift lautet: Ave Maria Magdalena.
Anno Domini 1480. Die Jahreszahl ist in römischen Ziffern.
Die Jahreszahl ist gut leserlich, die Glocke selbst sehr gut erhalten
, nur der untere Rand ist durch das Aufschlagen etwas abgenutzt
. Die Glocke hat einen hohen geschichtlichen Wert. Die
Inschrift Ave Maria Magdalena deutet jedenfalls auf einen
Ursprung in der katholischen Kirche. Die Sage erzählt nämlich
folgendes: An der Stelle, wo jetzt die Kirche von Schönenberg
steht, war früher eine große Eiche. Jedes Jahr an Pfingsten kam
eine weiße Taube und setzte sich auf den Baum. Die Bewohner
fällten die Eiche und bauten dort eine Kapelle. Die Kapelle
wurde dem heiligen Geist gewidmet. Die Bewohner von ,Le
Grand Gourteau' [das war ein Dorf zwischen Hütten und
Freudeneck, das im dreißigjährigen Krieg zerstört wurde]
hielten ihre Andachten in der Kapelle ab. In der Kapelle waren
zwei Glocken, eine aus Messing, die andere aus Silber. Jedes Jahr
an Pfingsten kamen viele Leute aus der Umgebung um zu beten
und den Klang der silbernen Glocke zu vernehmen. Danach
wurde dann [?] gefeiert und getanzt, daher das Dorffest, das
hier an Pfinsten stattfindet. In der Reformationszeit wurde aus
der Kapelle eine evangelische Kirche, und die Glocke wurde übernommen
. Von der Kapelle sind in der Kirche erhalten geblieben
2 Säulen mit der Inschrift: Terminus Chori und die Glocke aus
Messing. Bis etwa im Jahre 1875 wurde die Glocke jeden Abend
geläutet, im Sommer um 10 Uhr, im Winter um 9 Uhr. Dieses
Nachtgeläute hatte den Zweck, verirrten Wanderern den richtigen
Weg zu weisen; der Schall der Glocke sollte diese gleichsam
in das Dorf locken, wo sie dann gastfreundlich aufgenommen
wurden. Diese Gewohnheit machte die Runde, jeden Abend war
eine andere Famillie daran, entweder läutete der Vater oder ein
beherzter Sohn, denn nur mit einem Angstgefühl betrat man die
Kirche zu solcher Stunde. Vor dem Krieg wurde die Glocke zum
Schulanfang, zu den Gottesdiensten und am Abend nach Sonnenuntergang
geläutet. Beim Abendläuten war es Sitte, das Vaterunser
zu beten, und alle Kinder mußten von der Straße wegziehen
und nach Hause sich begeben. Bei Hochzeiten und Begräbnissen
wurde geläutet, nicht aber bei Taufen. Kurz nacheinander
folgende Glockenschläge kündeten eine Feuersbrunst an.
Bei einem Sturm oder Gewitter durfte nie geläutet werden, da
der Blitz durch das Läuten angezogen wird.72 So der Aberglaube.
Je nach der eigenen Stimmung klingt die Glocke traurig oder
fröhlich. Klingt die Glocke traurig, dann ist ein Todesfall im
Dorfe nahe. Aberglaube: Läuten die Glocken von Schönenberg
und Schöngrund73 zu gleicher Zeit, dann stirbt bestimmt jemand
der beiden Dörfer in nächster Zeit. Das Dorf wird den


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