Freiburger historische Bestände - digital

_ 93

Oberharmersbach während des Ersten Weltkrieges
1914_1918

Karl-August Lehmann

Einleitung

Veröffentlichungen zum Ersten Weltkrieg sind im „Erinnerungsjahr
1914" Legion. Die Lokalgeschichte zeichnet ein eigenes
, detailliertes Bild, wie der Krieg über die kleinen Ortschaften
unvermittelt hereinbrach und nahezu jeden Lebensbereich
grundlegend veränderte.

Oberharmersbach, eine Gemeinde am Talschluss mit rund
2000 Einwohnern, war überwiegend landwirtschaftlich geprägt
. In der fast ausschließlich katholischen Wählerschaft
erzielte die Zentrumspartei Ergebnisse über der 90-%-Marke,
Liberale und Sozialdemokraten landeten zu Kaisers Zeiten
jeweils abgeschlagen bei wenigen Dutzend Stimmen. Verankert
in einem damals heilen katholisch-christlichen Weltbild, lebte
und erlebte die Bevölkerung ihren Alltag. Die Arbeit auf dem
Feld, im Wald oder in der Werkstatt bestimmte den Tages- und
Jahresablauf, unterbrochen durch kirchliche Feiertage, Feste im
Familienkreis, Kaisers Geburtstag oder auch das eine oder andere
größere Ereignis, wie die Einweihung der Harmersbachtalbahn
im Dezember 1904.

Mit dieser Bahn kam Pfarrer Johann Busse am 14. Dezember
1911 „gegen 1 Uhr am Bahnhöfle"1 an. Er löste nach nur einem
Jahr Pfarrverweser Adolf Koch ab. Bis 1927, als er aus gesundheitlichen
Gründen um seine Versetzung bat, betreute er die
Gemeinde in den schweren Kriegsjahren und in den wirtschaftlich
nicht minder schwierigen 1920er Jahren.

Er nahm sich die Zeit, einschneidende Ereignisse und Erlebnisse
zu notieren. Gerade für die Kriegsjahre sind hier wichtige
Details über den entbehrungsreichen Alltag und das Schicksal
der betroffenen Familien zu finden.

Kriegsausbruch

Nichts schien in Oberharmersbach im Jahre 1914 auf einen
Krieg hinzudeuten. Der warme Sommer hielt die Menschen bei
der Arbeit. Es keimte jedoch eine gewisse Unruhe und Unsicherheit
. Nur spärlich flössen die Nachrichten, die „Schwarzwälder
Post"2 war für die Bevölkerung fast ausschließlich die