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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 102
(PDF, 98 MB)
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1 02 Karl-August Lehmann

Eine unerwartete Neuerung, die nicht überall auf Verständnis
stieß, brachte der Krieg mit sich: die Sommerzeit. (In der
Nacht) ... vom 30. April bis 1. Mai [1916; der Verf.] wurden alle
Uhren um 1 Stunde vorgestellt Wie man sagte, wollte man damit
Licht sparen.2,0

Die Finanzierung des Krieges

Verschlimmert wurde die Versorgungslage durch die ständig
höheren Abgabeforderungen, die der Gemeinde von den
Kommunalen Versorgungsverbänden auferlegt wurden. In den
größeren Städten und Industriestandorten grassierte die blanke
Not. Kartoffeln, Butter und Vollmilch mussten in großen Mengen
abgeliefert werden. Der Zwang reichte sogar so weit, dass
Gemeinderäte in die Ställe geschickt wurden, um sich einen
Überblick über mögliche Produktionsmengen zu verschaffen.31
Von den genehmigten Hausschlachtungen musste zuletzt die
Hälfte abgeliefert werden.

Kein Lebensbereich blieb ausgeklammert, wenn es darum
ging, sich neue Nahrung für den Krieg zu beschaffen. Bereits
im Juli 1915 erging die eindringliche Aufforderung, Goldmünzen
auf der Post gegen Papiergeld einzutauschen.32 Andere für
die Rüstungsindustrie wichtige Rohstoffe sollten gegen andere
eingetauscht werden. Pfarrer Busse beteiligte sich daran:

Ich habe für mein abgegebenes Kupferschiff [in den Herd eingelassenes
Gefäß zur Erwärmung des Wassers, der Verf.] 12
Mark 40 erhalten und für ein Emailschiff 26 Mark 40 zahlen
müssen. Die Fabrikanten haben also da wieder die gewöhnlichen
Sterblichen ganz anders übers Ohr gehauen.33

Gummireifen der Fahrräder mussten abgeliefert werden,
ebenso Geräte und Gegenstände aus Kupfer, Messing und
Nickel, selbst der eine oder andere Brennkessel. Sämtliche
Ölpflanzen wurden beschlagnahmt.

Der Moloch Krieg verschlang alles. Die Orgel in der Pfarrkirche
wurde teilweise geplündert. Selbst die Glocken waren
nicht sicher. Nur solche waren vom Abtransport verschont,
die einen besonders musikalischen Klang vorzuweisen hatten
und von historischem Wert waren. Glocken aus der Zeit vor
1770 waren also davon ausgenommen. Im Oberharmersba-
cher Kirchturm hingen neben drei jüngeren Glocken aus dem
Jahre 1877 zwei ältere und historisch wertvolle, eine aus dem
Jahre 1482, die andere gar datiert auf Anfang des 15. Jahrhunderts
.34


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