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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 105
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Oberharmersbach während des Ersten Weltkrieges 1914-1918 1 Q C

Die nicht zu vermeidende Nähe zwischen den Gefangenen
sowie den Familien und auch dem Gesinde auf den Höfen bereitete
nicht nur dem Ortsgeistlichen Sorge. An manchen
Orten sei es zu sittlichen Verfehlungen gekommen:

Hier haben auch, wie mir glaubwürdig mitgeteilt wurde, Mädchen
Gefangene umarmt, geküßt, sich unehrbar berühren lassen,
trotz der ernsten Warnungen, die vom Erzbischöfl. Ordinariat
veranlaßt, auf der Kanzel u. im Beichtstuhl u. in d. Christenlehre
gegeben wurden.41

Aus der Sicht des Pfarrers war es die Schuld der jungen Frauen
und Mädchen - die jüngste war gerade 16 Jahre alt. Die eine
oder andere habe ein überaus freches Wesen im Verkehr mit Russen
an den Tag gelegt Daher habe sie auch schwer büßen müssen
für ihren Leichtsinn u. ihren Mangel an Ehr- und Schamgefühl.42
Die betreffenden Frauen und Mädchen mussten nach Zell wallfahren
, um ihre Sünden abzuladen.

Es blieb nicht ohne weitere Folgen. Ende 1916 wurde in Freiburg
der erste Nachkomme aus diesen Verfehlungen geboren.
Darüber hinaus wurden sechs Oberharmersbacher Dienstmägde
, von Russen geschwängert, von einem Schöffengericht
zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen verurteilt.43 Über das
weitere Schicksal der russischen Kriegsgefangenen ist nichts
überliefert.

Kinder waren und sind im Krieg immer die Leidtragenden.
Weil in den Städten die Not größer war als auf dem Lande,
sollten Familien während der Ferienzeit um Gottes Lohn unterernährte
Kinder aufnehmen. Pfarrer Johann Busse befürwortete
diese Aktion, mahnte aber gleichzeitig zur Vorsicht,
weil man allerlei Elemente aus der Stadt bekommen kann. Denn die
Geistlichen können unmöglich alle Kinder in bezug auf Reinlichkeit,
Ehrlichkeit und Anstand, Dankbarkeit kennen.44

Etliche Familien erklären sich zur Aufnahme bereit. Die
Kinder aus Offenburg und Pforzheim waren gern gesehene
Gäste, halfen sie doch auch bei der Ernte.

26 Flüchtlinge aus dem Elsass fanden 1915 in verschiedenen
Gaststätten eine vorübergehende Bleibe.45

Dem Ende entgegen

Die ständig strengeren Rationierungen rüttelten an der Moral
der Bevölkerung. Hinzu kamen immer wieder Todesnachrichten
. Die Verluste waren hoch. Nicht selten wurden durch eine
Meldung drei oder vier Kinder zu Halbwaisen. Hofbauer


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