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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 106
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106 Karl-August Lehmann

Ullrich Hug, dessen vier Söhne eingezogen waren, verlor bis
1916 drei auf dem Feld der Ehre}6

Die Durchhalteparolen der Militaristen überzeugten nicht
mehr. Waren anfangs die vaterländisch geprägten Informationsveranstaltungen
, auf denen auch Politiker Opferbereitschaft
sowie Liebe und Treue zu Kaiser und Vaterland einforderten
, gut besucht, so bröckelte nach und nach die Standfestigkeit
der Heimatfront. Meldungen von Hungerrevolten in
den Städten und die Aussagen der Soldaten beim Heimaturlaub
beschleunigten den Erosionsprozess. Zuerst sind die Personen
den Versammlungen fern geblieben, die vermeintlich in Unwissenheit
, Kälte, Gleichgültigkeit, Hartherzigkeit, Wuchergeist verharrten
. Einen Umschwung aber erzielte auch die Parole Hin-
denburgs zum Jahreswechsel 1917/18 nicht: Der Segen Gottes
ruhte 1917 auf unseren Waffen; er wird 1918 unsere gerechte Sache
zu einem guten Ende führen}7

Die traditionell zu Großherzogs Geburtstag (1917: 60. Geburtstag
) abgehaltene Sammlung, die den Verwundeten und
Hinterbliebenen badischer Gefallenen zugutekommen sollte,
brachte ein ganz klägliches Ergebnis, obwohl wegen der guten
Kirschenernte und der Preise für Eichenrinde (zum Gerben des
Leders, der Verf.) gute Einnahmen zu verzeichnen waren. Pfarrer
Johann Busse fasste es in einem Satz zusammen: Alle sind
des Krieges überdrüssig in höchstem Grade.48

Die Stimmung verschlechterte sich rapide. Bereits Achtzehnjährige
wurden jetzt eingezogen, gerade wegen der sich
häufenden militärischen Niederlagen. Die Rückmeldungen der
Frontkämpfer ließen nichts Gutes ahnen:

... die Unzufriedenheit, Verärgerung und geradezu Erbitterung
der älteren Leute über die geringe Leistungsfähigkeit der jungen
Leute. Letztere hätten keine rechte Disziplin und wenns gilt, strecken
sie die Hände in die Höhe oder reißen aus.49

So wuchsen die Bedenken. Im Oktober 1918 schien auch dem
überzeugten Patrioten die tatsächliche militärische Lage klar
zu sein:

Immer rückwärts müssen unsere Heere, die Übermacht ist ungeheuer
, die Überlegenheit der Feinde mit Kriegsmaterial: Tanks, ist
so stark, dass sie auch durch die größte Tapferkeit nicht ausgeglichen
werden kann. Es wird einem allmählich unheimlich. Wenn
es nun dem Winter entgegengeht: uns. Soldaten können doch
keinen 5. Winter in den Gräben hausen. Und wenn dieses Unmöglich
möglich würde: was dann! Im Frühjahr kann wieder


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