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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 107
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Oberharmersbach während des Ersten Weltkrieges 1914-1918 1 Q7

Amerika mit dem größten Erfolg weitere Truppen herüberwerfen.
Und dann?50

Es kam nicht mehr zum fünften Winter in den Gräben. Die
Ereignisse überstürzten sich. Pfarrer Johann Busse notierte
einen Waffenstillstandsvertrag nach dem anderen (zwischen
den Verbündeten der Mittelmächte und der Entente) und
schimpfte auf die preußischen Junker, die anscheinend die
Küste von Calais bis Petersburg wollten. So könne man keine angenehmen
Friedensbedingungen erwarten. Und ihm waren die
Offiziere und Geschäftsleute ein Dorn im Auge, die als vermeintliche
Vorbilder ihre Schäfchen schon ins Trockene gebracht
haben.51

Für viele war eine Welt zusammengebrochen: ein Millionen
-Heer, das den Krieg nicht gewinnen konnte, ein Kaiser, der
durch Sozialdemokraten zum Abdanken gezwungen wurde,
Städte, in denen Räte die Herrschaft übernommen haben, ein
Deutschland, in dem sich eine Republik nach der anderen proklamierte
. In diese allgemeine Unsicherheit platzte eine letzte
Todesnachricht. Am letzten Tag des Krieges wurde Steinhauer
Johann Georg Nock verletzt und erlag diesen Verletzungen am
13. November 1918 im Lazarett in Metz. Der 44 Jahre alte
Familienvater hinterließ Frau und drei Kinder zwischen 1234
und 83/4 Jahren.52

Den heimkehrenden Soldaten wurde ein triumphaler Empfang
bereitet. Zwei Bögen mit der Aufschrift Herzlich willkommen
sowie Dank Euch Ihr mutigen Krieger, herzlich willkommen in
der Heimat begrüßten die Überlebenden. Häuser waren geschmückt
, ein Requiem sollte an die Verstorbenen erinnern.
Der lang ersehnte Frieden war da, die individuelle Not auch.

Der Krieg hatte seinen Tribut gefordert. Gemustert und eingezogen
waren die Jahrgänge 1869-1900. Insgesamt 416 Männer
standen an den Fronten. 35 gerieten in Gefangenschaft,
von denen bis 1920 15 noch nicht entlassen waren. 74 Gefallene
und elf Vermisste (von denen zwei in der Folgezeit auch
als gefallen gemeldet wurden) sind auf dem 1922 errichteten
Kriegerdenkmal in Stein gemeißelt. 20 Kriegerwitwen standen
mit 47 unmündigen Kindern alleine da. Die geringen Beihilfen
, die die Hinterbliebenen zur Kommunion oder zur Ausbildung
erhielten, zehrte die ausufernde Teuerung rasch auf.

25 Elternpaare trauerten um einen oder mehrere Söhne.
31 ehemalige Soldaten waren Rentenempfänger. Sie mussten in
einem teilweise demütigenden Papierkrieg um ihre Anerkennung
auf Erwerbsunfähigkeit oder zumindest deren Einschränkung
wegen Kriegsverletzungen kämpfen.


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