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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 118
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Manfred Merker

und Auszeichnungen auf. Drei von ihnen waren allerdings
bereits im Alter von 16 bis 19 Jahren als Gefallene zu beklagen,
einer wurde als vermisst gemeldet. (Siehe die Auflistung in
Abb. 4 und die detaillierten Schülerbiografien weiter unten.)

Mit Lob und Anerkennung beginnt der Direktor seine Jahreschronik
auf der ersten Seite mit den Worten: „Voll Begeisterung
eilte auch eine stattliche Anzahl unserer Schüler schon in
den ersten Tagen des Krieges dem Vaterland freiwillig zu Hilfe",
um dann stolz fortzufahren: „Wie wacker sich alle, Lehrer wie
Schüler, um die Wette, zeigten, beweisen folgende Auszeichnungen
und Beförderungen" (es folgen sechs Namensnennungen
). Von diesen genannten Kriegsfreiwilligen von 1914 sollten
in den nächsten vier Jahren vierzehn als „den Heldentod auf
dem Felde der Ehre gefallen" in den Schulannalen wieder Erwähnung
finden. Von nun an beginnt jede Chronik des Gymnasiums
bis 1918 mit Todesanzeigen unter dem schwarzen Eisernen
Kreuz, dem Kreuz des Todes auf dem Schlachtfeld oder
im Feldlazarett.

Wie erklärt sich die anfängliche fast euphorische Anfangsbegeisterung
, die in den Tagen der Mobilmachung Anfang
August 1914 die Menschen in allen Städten Europas erfasste
und auch die Lehrer und Schüler mit sich riss? Die rauschhafte,
fast karnevalistische Volksfeststimmung formte die Deutschen
zu einer patriotischen Schicksalsgemeinschaft voll emotionaler
Hingabe an den opferbereiten Dienst für das bedrohte Vaterland
von fast religiösem Charakter. Eine für uns heute unbegreifliche
nationale Aufbruchstimmung zog, wie es Carl
Zuckmayer in seiner Autobiografie eindrucksvoll beschreibt,
jubelnde Menschen zu den Marktplätzen und Bahnhöfen, um
die blumengeschmückten, fröhlichen Soldaten in ihren, mit
begeisterten Parolen beschriebenen Güterzügen Richtung
Frankreich oder Russland zu verabschieden. Was trieb schließlich
gerade die jungen Gymnasiasten aus den Oberklassen am
Beginn des neuen Schuljahres zu den Kasernen, um ja nicht
den Anschluss an den großen Kampf für das bedrohte Vaterland
zu verpassen, meist in voller Unterstützung ihrer patriotischer
Eltern? Warum feierten Dichter, Maler und Intellektuelle
den erwarteten Krieg als „reinigendes Gewitter" und „Stahlbad
der Seele"? Warum kamen die Parolen des säbelrasselnden und
bramarbasierenden deutschen Kaisers und seiner preußischen
Generäle und Politiker allgemein so gut an?

Hier soll nur auf die Motivation, Gefühlslage und Erwartungen
der hiesigen Gymnasiasten eingegangen werden, denen
diese Untersuchung gewidmet ist und die über die allgemeine
Hochstimmung der damaligen Jugend hinaus in besonderer


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