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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 121
(PDF, 98 MB)
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Gymnasiale Kriegsbegeisterung und vaterländischer Opfertod 1914-1918

ta ..." auf Latein und Griechisch rezitiert. Als Primaner las
man als griechische Anfangslektüre neben Herodot Xeno-
phons Zug der 10000 nach der Schlacht von Kunaxa. Aus der
antiken Sagenwelt waren die Taten des Herakles und Theseus
geläufiges Bildungsgut, wie auch die Heldentaten Hektors und
Achills vor Troja. Der trojanische Krieg wurde sogar dreimal
intensiv im griechischen und lateinischen Original behandelt
und streckenweise auswendig gelernt: in der Odyssee, der Ilias
und der Äneis, dem römischen Nationalepos, in dem der
Dichter Vergil seinen Helden Äneas allerdings vom „unsäglichen
Leid" des Krieges sprechen lässt. In Geschichte standen
die Perserkriege mit all ihren verherrlichten Schlachten und
der Alexanderzug mit seinen Eroberungen genauso im Lehrplan
wie die Schlachten Friedrichs des Großen von Rossbach
bis Leuthen und die Freiheitskriege, deren 100-jähriges Jubiläum
man 1913 gebührlich gefeiert hatte. Groß gefeiert wurde
auch alljährlich der Sedanstag am 2. September, an dem die
gesamte Schule unter dem Kommando des Direktors und der
Lehrer auf dem Pausenhof den glorreichen Sieg von 1870 über
Frankreich auf dem Pausenhof nachexerzierte. Diese ein halbes
Jahrhundert zurückliegende letzte deutsche Kriegserfahrung
sollte sich verhängnisvoll auch auf die Kampfvorbereitung
der Offiziere und Mannschaften des bevorstehenden
neuen Krieges auswirken, der nicht mit gezücktem Bajonett
und des Leutnants Kampfruf „Hurra, alle mir nach!" zu gewinnen
war.

Die zum Teil pathetische Vermittlung dieser alteuropäischen
Werte, die, wie oben gezeigt, oft vorwiegend an Kriegen
und Heldentaten orientiert waren, wurden auch im Deutschunterricht
thematisiert. Mit erhobener Stimme deklamierte der
patriotische Deutschlehrer Hölderlins schwärmerische Glorifi-
zierung der Schlacht:

Der Tod fürs Vaterland

„Du kömmst, o Schlacht! Schon wogen die Jünglinge

hinab von ihren Hügeln, hinab in's Tal...

O, nimmt mich, nimmt mich mit in die Reihen auf,

damit ich einst nicht sterbe gemeinen Tods.

Umsonst zu sterben lieb' ich nicht, doch

lieb' ich, zu fallen am Opferhügel...

Und Siegesboten kommen herab: Die Schlacht

ist unser! Lebe droben, o Vaterland,

und zähle nicht die Toten! Dir ist,

Liebes!, nicht einer zuviel gefallen."

(Friedrich Hölderlin, 1797)


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