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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 151
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Gymnasiale Kriegsbegeisterung und vaterländischer Opfertod 1914-1918

dung die meisten von ihnen die Offizierslaufbahn bis zum
Leutnant der Reserve ein. Ihre Ausbildung auf den Heeresoffiziersschulen
und in Ausbildungslagern in Munster oder Sennelager
befähigte sie in kurzer Zeit zu Zug- oder, bei Bedarf,
sogar Kompanieführern, wenn sie nicht zu Adjutanten in den
Batallionstäben aufstiegen. Im zweiten Kriegsjahr 1915, nachdem
infolge der gescheiteren Marneschlacht und einer Million
Toten bereits Ende des Jahres 1914 der „Wettlauf zum Meer"
zwischen Deutschen, Franzosen und Engländern begann,
mussten die jungen „feldgrauen Krieger" als Führer in den Ersatzregimentern
die ausgedünnten Bataillone an der Front
auffüllen, da allzu viele Frontoffiziere schon verblutet waren.
Gerade im Stellungskrieg der Westfront und den verlustreichen
Großoffensiven in Flandern, wo unsere Schüler als Truppenführer
zu ihrem Einsatz kamen, gab es alarmierende Verluste
unter den Reserveleutnants.3 Bei Walter Flex, selbst Leutnant
der Reserve im Westen, dann bis zu seinem frühen Tod 1917 im
Baltikum, heißt es aus eigener Erfahrung: „Leutnantsdienst
tun, heißt: seinen Leuten vorsterben". Dieser Krieg im Nordosten
Frankreichs mit seinem 700 km langen durchgehenden
System von dreigestaffelten Stellungen, Unterständen und Verbindungsgräben
in einer Linie von Dünkirchen bis zum Hart-
mannsweilerkopf in den Südvogesen, in einer - z.T. bis heute
- total verwüsteten Landschaft, hatte inzwischen durch den
massiven Einsatz von Vernichtungswaffen zu Land und in der
Luft eine beängstigende Dimension angenommen. Er verstörte
, zerrüttete oder vernichtete die Menschen in dem beklemmenden
Szenario moderner Waffentechnik. In stundenlangem
Sperrfeuer von Artillerie und Flammenwerfern über
Minen, Granaten und pausenloses Maschinengewehrfeuer bis
zum tödlichen Gaseinsatz, den die Truppen durch ihre Sturmangriffe
aus den Schützengräben heraus für ein paar Handbreit
Boden zu durchbrechen suchten, mussten auch die persönlichen
Nöte der jungen Krieger tapfer durchgehalten werden.
Unter ohrenbetäubendem Geschützdonner führten die Kommando
gebenden Frontoffiziere ihre Mannschaften in ihren
lehmverkrusteten Uniformen im zermürbenden Nahkampf
über den Schlamm der trichterübersäten Schlachtfelder. Deren
kameradschaftliche Schützengrabengemeinschaft konnte sie
nicht immer hinwegtrösten über die Misere des soldatischen
Alltags, der bestimmt war von endlosen Fußmärschen, permanenter
Schlaflosigkeit, Hunger, Flöhen, Ratten, Leichengeruch
und Dreck in den regendurchweichten lehmigen Landschaften
zwischen der Champagne und dem Pas-de-Calais. Die individuelle
Auswirkung dieser Materialschlachten auf die betroffe-


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