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Manfred Merker
nen Soldaten war verheerend: Schwere Kopfverletzungen durch
Schrapnellsplitter trotz des 1916 eingeführten modernen Stahlhelms
statt der Pickelhaube, Brustdurchschüsse, Beinverletzungen
und Ersticken durch Verschüttung im Schützengraben, wie
es für die inzwischen sicher nicht mehr kriegsbegeisterten Soldaten
oben im einzelnen vermerkt wurde, waren nur der körperliche
Anteil des Leidens. Daneben gab es bei vielen den
Grabenkoller, „Nervenzerrüttung" mit lebenslanger Traumatisierung
, den Gefechtsschock mit Angstattacken und Verzweiflung
am Sinn eines Lebens als Invalide ohne Hoffnung, je
wieder gesund und im späteren Zivilleben arbeitsfähig zu werden
. Der oben abgedruckte Brief des 1915 mit achtzehn Jahren
im Schützengraben erstickten Gymnasiasten Otto Streb gibt
uns einen anschaulichen und beklemmenden Einblick in das
überaus brutale Schlachtgeschehen. Er soll hier ergänzt werden
durch das exemplarische Beispiel seines Schulkameraden Fritz
Göppert, der im gleichen Jahr mit neunzehn Jahren Opfer dieses
mörderischen Krieges wurde, abgedruckt im „D'r alt Offe-
burger" Nr. 819 vom 24.01.1915:
„Unter den Kriegsfreiwilligen riss der Schlachtentod wieder
einen guten Kameraden aus der Front. Am 21. November war der
hiesige Gymnasiast Fritz Göppert mit etlichen seiner Altersgenossen
aus der Vaterstadt zum Schlachtfeld ausgezogen; am 12. Januar
setzte seinem Lehen ein feindliches Geschoss das kurzfristige
Ziel. Mit seinem Studienfreund Schulz aus Appenweier
wachte Göppert auf einem gefahrvollen Doppelposten. Da kam
vom Feind her eine Granate geflogen; sie riss den braven Fritz von
seines Freundes Seite, der, selber unverletzt, seinen guten Kameraden
zusammenbrechen sah. Beide Füße waren getroffen, der
linke grässlich zerschmettert. Da erlosch am 16. Januar im Feldlazarett
von Omencourt das junge Heldenleben. Neben der Kapelle
bereiteten sie dem neusten Offenburger Kriegopfer unserer
Stadt die letzte Ruhestätte. Kurz vor dem verhängnisvollen Tage
ließ Göppert auf einer Karte an den ,Alten' seine geliebte Heimat
grüßen."
Mit dem „Alten" in diesem Bericht, der stellvertretend für viele
andere stehen kann, ist natürlich „D'r alt Offeburger" gemeint,
in dem Adolf Geck aus seiner Redaktion in der Kesselstraße die
Verbindung zwischen Kriegsfront und „Heimatfront" durch
seine wöchentlichen „Kriegsbilder" wohlwollend, doch kritisch
referierend aufrechterhielt.
Die jungen Leutnants der Reserve vom Offenburger Gymnasium
, die an vorderster Front in Flandern kämpften, zeichne-
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