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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 210
(PDF, 98 MB)
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Stefan Woltersdorff

tigen Wassers, das den Bergen wie Blut entströmt, man mag
stoßen, wo man will. (...)

Der Krieg! Eine schleichende, schleimige Gefahr.! Das wilde Gesicht
der vergangenen Stürme hat er abgeworfen. Er ist still geworden
, gemein ohne Größe, gehässig ohne Haß, wütend ohne die
eherne Wut der großen Offensiven. Wie Schlangen ringeln sich
die Schrappnellwolken um die zersplitterten Reste der Bäume, mit
kurzem, gellenden Pfiff einem erstaunten Arbeitertrupp in den
Rücken fallend, dessen Leichen dann schweigend mit der tragischen
Gebärde geknickter Marionetten über die Felsen stürzten.
(Harig/Heckmann/Oberhauser, S. 135)

Die Hölle von Verdun

Wie ein Trupp Pferde, die ihre Hälse trinkend in den Fluß senken
, traten die Maashöhen rechts und links an das in Windungen
strömende Gewässer. Sie entstammten als Ausläufer den
Argonnen, diese Maashöhen, runde Kuppen oder Hochflächen
von Westen nach Osten. Grün war das Land, grün und reich an
Bächen, die die Täler mit Sumpfwald füllten: zwischen hochstämmigen
Buchen, Erlen und Eschen, im Unterholz aus allen
blühenden Sträuchern und Dornen wühlte das Wildschwein,
nistete die Ente. An den paar Verkehrswegen im gerodeten Hochland
hatten sich Dörfer angesiedelt, waren Mühlen entstanden
an den Bächen, die lothringischen Bauern, tätig und geschult,
zogen Obst und Getreide, züchteten Vieh und Pferde. (A. Zweig,
S. 97)

Die Landschaft auf den Maashöhen, die Arnold Zweig (1887-
1968) in seinem Roman Erziehung vor Verdun (1935) schildert,
gehört der Vergangenheit an. Die alten Laubwälder sind verbrannt
, die Dörfer und Felder verschwunden. Als Paul Ettig-
hoffer (1896-1975) 1917 hierher kam, sah er „ein einziges,
großes Entsetzen, von der vorderen Linie bis an den Rand der
Etappe, ein ununterbrochenes Trichterfeld, in dem die Ratten
herrschen". Auch Jahre nach dem Krieg waren die Maashöhen
kahl wie ein Totenschädel, das Giftgas hatte die einst fruchtbare
Erde steril werden lassen. Als Kurt Tucholsky (1890-
1935) das Gebiet 1924 besuchte, bot sich ihm folgender Anblick
:

£5 ist eine weite, hügelige Gegend, mit viel Buschwerk und gar
keinem Wald. Immer, wenn man auf eine Anhöhe kommt, kann
man weit ins Land hineinsehen. Hier ist eine Million Menschen
gestorben (...). Die Gegend sieht aus wie eine mit Gras bewach-


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