Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 211
(PDF, 98 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0212
Schriftsteller im Elsass und in Lothringen 1914-18

sene Mondlandschaft, die Felder sind fast gar nicht behaut, überall
liegen Gruben und Vertiefungen, das sind die Einschläge. An
den Wegen verbogene Eisenteile, zertrümmerte Unterstände,
Löcher, in denen einst Menschen gehaust haben. Menschen? Es
waren kaum noch welche. (Tucholsky: Bd.l, S. 1206)

Auf dem bis zum heutigen Tag mit Gräben, Granattrichtern
und Grabkreuzen übersäten Gelände wurde später ein Mischwald
gepflanzt, der das Schlachtfeld wie ein großes, grünes
Leichentuch überzieht. Selbst 70 Jahre nach der Schlacht
glaubte Ludwig Harig (*1927) die Blätter dieser Bäume leise
miteinander flüstern zu hören: „Kein Wunder, sie sind ja mit
Menschenfleisch gedüngt", schrieb er in dem Roman Ordnung
ist das ganze Leben (1986).

Am Weihnachtsabend des Jahres 1915 erteilte Wilhelm II.
den Befehl zum Angriff auf Verdun. Geistiger Vater der Schlacht
war jedoch Erich von Falkenhayn (1861-1922). Da der Gegner
in offener Feldschlacht nicht zu besiegen sei, forderte er einen
Vernichtungskampf neuen Typs: Statt den Durchbruch an
einer Schwachstelle der Front zu versuchen, sollte Verdun, die
stärkste Festung des Landes, angegriffen werden. Ihre Eroberung
war nicht vorrangiges Ziel, vielmehr hoffte Falkenhayn,
Frankreichs Führung werde zur Verteidigung „den letzten
Mann einsetzen. Tut sie es, würden sich Frankreichs Kräfte
verbluten." Ein zynisches Kalkül, formuliert nicht in der Sprache
eines Soldaten, sondern der eines Metzgers.

Der Angriff begann am 21. Februar 1916, blieb jedoch nach
ersten Erfolgen stecken. Im Sommer starteten die Alliierten
verschiedene Gegenoffensiven bei Verdun und an der Somme.
Nach achtmonatigem gegenseitigem Abschlachten (Mitte
Februar bis Ende Oktober 1916) und dem Verschießen von
60 Millionen Granaten verlief die Front vor Verdun Ende 1916
wieder fast genau an der gleichen Stelle wie zuvor. Hunderttausende
waren dafür gestorben, 46 Dörfer völlig vernichtet worden
. Elf konnten nie wieder aufgebaut werden, an jedes davon
erinnert heute eine Gedenkkapelle. Eines dieser verschwundenen
Dörfer ist Fleury-devant-Douaumont (1913: 422 Einw.). Im
Juni 1916 wurde es zum ersten Mal von deutschen Truppen
erobert und wechselte im gleichen Jahr viermal den Besitzer
(nach anderen Quellen 28-mal). Am Ende gab es nichts mehr,
das zu erobern gewesen wäre.

Zu den Franzosen, die dies miterlebten, gehörte Jean Giono
(1895-1970). Im Alter von 19 Jahren wurde er eingezogen und,
weil er den Dienst an der Waffe ablehnte, mit einem unbrauchbar
gemachten Gewehr in die Schützengräben vor Verdun ge-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0212