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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 213
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Schriftsteller im Elsass und in Lothringen 1914-18 2*|

das Kriegstagebuch eines bei Fleury gefallenen, französischen
Soldaten geschenkt bekommt. Er heißt Andre und schildert
seine Fronteinsätze bei Verdun:

Wir liegen im Fort Douaumont In den Kasematten stolpert einer
über den anderen, mehrere Bataillone sind hier untergebracht -
Todmüde und vor Kälte fast erstarrt sind wir gestern Abend hier
angelangt Wir hauen uns hin und schlafen. Vorher hat es Kaffee
, Essen und Rauchzeug gegeben. Wir haben nichts angerührt,
außer dem heißen Getränk, das uns wieder etwas Leben in die
starren Körper jagte (...).

Finstere Nebel lagerten über den Maashöhen, an den Hängen lag
pappiger Schnee, der Lehmboden, über den wir stampften, hängte
sich in dicken Klumpen an unsere Füße. Grauverhangen war der
Himmel über uns, Regen mit Schnee vermischt fiel nieder,
peitschte im wütenden Nordwind unsere Gesichter. Nur mühsam
bewegten wir uns vorwärts, eine endlos lange Schlange, deren
einzelne Glieder aus grauem Lehm gebildet schienen.
Das Fort begrüßten wir wie ein Paradies. Nur schlafen, schlafen,
nicht mehr marschieren müssen, nicht mehr diesem schrecklichen
Wind ausgesetzt sein und dem nassen Unbehagen, das uns bis in
die Seele frieren ließ. (Höfler: Andre, S. 43 f.)

Fort de Douaumont (1885-1913) war die größte und stärkste von
34 Festungen, die Verdun in zwei Ringen umgaben. Da der französische
Generalstab ihnen zunächst keine strategische Bedeutung
beimaß, waren sie 1915 teilweise entwaffnet worden und
Anfang 1916 nur schwach besetzt. Als am 25. Februar 1916
deutsche Soldaten in die Gänge vordrangen, fanden sie nur
57 französische Verteidiger vor. Doch in den folgenden Monaten
hielten sich hier bis zu 3500 Menschen auf. Obwohl jeden Tag
mehr als tausend Granaten auf das Fort prasselten, blieb es ein
Ort, an dem die völlig erschöpfte Truppe zumindest einigermaßen
sicher war. Freilich waren die Uniformen, die tagelang nicht
gewechselt werden konnten, von Läusen und Flöhen übersät. Da
es weder fließendes Wasser noch Toiletten gab, herrschte in den
Gängen ein unerträglicher Gestank. Doch es kam noch schlimmer
: Am 8. Mai 1916 explodierte im Fort ein Munitionslager
und setzte ein Flammenwerferdepot in Brand. Fast 900 Soldaten
kamen auf einen Schlag ums Leben. 679 wurden, da es wegen
des Dauerbeschusses unmöglich war, die Toten außerhalb des
Forts zu bestatten, in zwei Kasematten aufgestapelt und an Ort
und Stelle eingemauert, wo sie bis heute ruhen. Doch alle Opfer
waren umsonst. Am 24. Oktober wurde das Fort von einem
marokkanischen Kolonialregiment zurückerobert.


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