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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 223
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Schriftsteller im Elsass und in Lothringen 1914-18 223

stein (1920) dürften hier entstanden sein. Vielleicht war er auch
beim Sturz des Kaiserdenkmals in Straßburg beteiligt, jedenfalls
schildert er den Vorgang sehr lebendig:

... da bemächtigten sie sich, wie es stiller geworden war, eines
gewaltigen Seils (...). Ein paar Mann sprangen auf das Pjedestal,
und jetzt wurde die Rolle des Schiffstaus klar: man legte es der
bronzenen Kaiserfigur dreimal um den Rumpf Und dann, während
sie von oben heruntersprangen und ein großer Kreis freigemacht
wurde, begann ein regelrechtes Tauziehen unter aktiver
und anfeuernder Beteiligung des ganzen versammelten Volkes.
Ihr „Ho hü" tönte regelmäßig über den Platz. Ein Zittern oben,
ein Nachgeben, ein sichtbares Schwanken, und nun ein gelles
allgemeines „Ho hü", ein Schrei, und knackend beugte sich die
Bronzefigur vor und schmetterte krachend, splitternd vornüber
auf die Steinquader hin. Der Jubel, das Getümmel. Und nun trat
das Handwerkszeug in Funktion. Sie waren auf alles eingerichtet,
man hatte alles vorbedacht. Sie hockten zu drei und vier auf der
zerschmetterten Figur, meißelten, hämmerten, drückten. Mit
einem Knirschen brach der Bronzekopf ab. Die Arbeit war beendet
. (Döblin: Bd. 1, 284 f.)

Im gleichen Jahr wie Döblins Trilogie erschien der Roman Der
Zauberer Muzot (1939) von Ernst Moritz Mungenast (1898-
1964). Die Unterschiede freilich sind eklatant: Döblins Text
wurde in einem Exilverlag veröffentlicht und spielt vor allem
im Elsass, Mungenasts Text wurde in einem reichsdeutschen
Verlag veröffentlicht und spielt in Lothringen. Das Eintreffen
revoltierender Matrosen am Metzer Bahnhof wird so beschrieben
:

Plötzlich aber verstummten alle in der Halle und in den Gängen
Anwesenden und lauschten auf einen eigentümlichen Lärm, der
vom Bahnsteig in die Unterführung drang. Ein wildes Gepfeiffe
und Gejohle erfüllte alle Räume. Muzot, der in die Nähe der
Sperre gegangen war, traute seinen Augen und Ohren nicht.
„Hoch lebe die Revolution in ganz Deutschland! Nieder mit den
Kriegsverlängerern!" So schrie es aus dem Tumult heraus, der von
der Unterführung zur Sperre drängt. In der Mitte wurde eine rote
Fahne geschwenkt. Männer in Matrosenuniformen trugen sie,
stießen die Militärposten an der Sperre beiseite, traten in die
Mitte der Halle und schrien, daß es durch alle Räume gellte: „Revolution
in ganz Deutschland! Alle Macht liegt in den Händen
der Soldatenräte! Nur die Soldatenräte befehlen! Wir befehlen!
Waffen weg, Waffen ablegen, alle Waffen hier auf einen Haufen


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