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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 226
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226 Stefan Woltersdorff

später feststellen kann. Vor mir bilden zwei Kanadier einträchtig
mit drei Deutschen, zwei Belgiern und einem Franzosen die Achterreihe
. Dann kommen Amerikaner, Deutsche, Franzosen, alle
zufällig nebeneinander. In dieser Riesenkolonne marschiert der
Frontsoldat zwischen hunderttausend Kameraden, einstmals
seine Brüder in Leid und Todesgefahr. Unser Ziel ist der große
Friedhof vor dem Gebeinhaus. Wir stellen uns vorne auf, eine
Flamme der Erinnerung flackert, am Grabmal des Unbekannten
Soldaten entzündet und durch Frontkämpferstafetten von Paris
bis hierher gebracht.

Langsam schlägt die Glocke vom Turm des Gebeinhauses, und
dann schüttert ein Kanonenschuß über das Schlachtfeld hin.
Hunderttausend Frontkämpfer legen vor den Gebeinen der Toten
den Schwur ab, den Weltfrieden zu halten und zu schützen. Und
in drei Sprachen hallt es nacheinander weithin durch die Nacht:
„Wir schwören es!" (Ettighoffer, 307 f.)

Der Schwur sollte gerade mal vier Jahre halten. Erst nach
einem weiteren Weltkrieg fanden die Länder Europas zueinander
. 1966 fand in Verdun ein deutsch-französisches Jugendtreffen
statt, das mit einer nächtlichen Feierstunde am Douau-
mont endete. Der Verdun-Veteran und Staatspräsident Charles
de Gaulle zog damals folgende Bilanz:

Aus dieser Schlacht können die Franzosen und die Deutschen nur
einen Schluss ziehen, dass die Früchte ihrer Kämpfe nichts als
Schmerzen waren. Heute sehen die beiden großen Nachbarländer,
die geschaffen sind, einander zu ergänzen, den Weg gemeinsamen
Handelns vor sich. (Anhäuser, S. 108)

Auch sein Nachfolger Francois Mitterrand war bei Verdun
verwundet worden, allerdings im Zweiten Weltkrieg. 1984 traf
er sich hier mit Helmut Kohl. Die beiden Staatschefs besuchten
einen deutschen und einen französischen Soldatenfriedhof,
bevor sie sich am Douaumont vor einem mit einer französischen
und einer deutschen Fahne bedeckten Katafalk die
Hände reichten. Eine französische Kapelle spielte das Lied der
Deutschen, eine deutsche Kapelle die Marseillaise. Bereits am
Morgen hatten die beiden eine Erklärung unterzeichnet, in der
es heißt:

Wir haben uns versöhnt. Wir haben uns verständigt. Wir sind
Freunde geworden. Heute, am 22. September 1984, sind der Bundeskanzler
der Bundesrepublik Deutschland und der Präsident
der Französischen Republik in Verdun zusammengekommen, um


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