Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 227
(PDF, 98 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0228
Schriftsteller im Elsass und in Lothringen 1914-18 00~7

sich vor den Gräbern der gefallenen Söhne Frankreichs und
Deutschlands zu verneigen. Mit ihrer gemeinsamen Ehrung der
Toten vergangener Kämpfe setzen sie an historischer Stätte ein
Zeichen dafür, dass beide Völker unwiderruflich den Weg des
Friedens, der Vernunft und freundschaftlichen Zusammenarbeit
eingeschlagen haben. Die Einigung Europas ist unser gemeinsames
Ziel - dafür arbeiten wir - im Geist der Brüderlichkeit.

Dass diese Erinnerungsarbeit jedoch nie abgeschlossen und
von jeder Generation neu geleistet werden muss, zeigt das
Werk des Lothringers Philippe Claudel (*1962): Bekannt
wurde er mit seinem Roman Les ämes grises (2003), in dem er
die bedrückende Atmosphäre in einem lothringischen Dorf
während des Ersten Weltkriegs beschreibt. 2008 verfasste er
mit dem Zeichner Philippe Delestre das Jugendbuch La guerre
est finie, in dem er sich zu seiner lothringischen Identität
äußert:

Obwohl ich lange Zeit nach dem letzten Verstummen der Waffen
geboren wurde, habe ich merkwürdigerweise eine Kriegskindheit
verbracht. Dies liegt vermutlich daran, dass ich in Lothringen zur
Welt kam, einem Land, dessen Leib Jahrhunderte lang von Armeen
aufgeschlitzt wurde, solchen, die durchzogen, und solchen,
die blieben. Die Landschaften hier sind immer noch erfüllt vom
Kampflärm, und die Wiesen, die Wälder, die Hügel, die Weizen-
und Weinfelder tauchen ihre Wurzeln in blutgetränkten Lehmboden
(...).

Der Tod ist ebenso wenig französisch wie deutsch. Weder
Schmerz noch Leid gehören einzelnen Völkern. Töten ist nicht
menschlich, so einfach ist das, aber Überleben ist es, mehr als
alles andere. Und sich Erinnern ist es auch, aber nicht in Form
einer säuerlichen, sich stets wiederholenden Litanei: Wir müssen
nur einfach da sein, damit nichts wirklich stirbt, auf dass aus
einer befriedeten Erinnerung eine verheißungsvolle Zukunft erwachsen
möge. (Claudel, S. 9/21; Ü: S.W.)

Bibliographie

Aragon, Louis: La mise ä mort, Paris: Gallimard 1965
Barbusse, Henri: Briefe von der Front, Leipzig: Reclam junior 1987
Barres, Maurice: Romans et voyages, 2 Bände, Paris: Robert Laffont 1994
Claudel, Philippe: La guerre est finie, Nancy, ed. Place Stanislas 2008

Döblin, Alfred: November 1918. Eine deutsche Revolution, 4 Bände, München: DTV 1995 Paul Ettig-
hoffer: Verdun. Das Große Gericht, Wiesbaden und München: Limes-Verlag 1976

Flake, Otto: Ein Leben am Oberrhein. Essays und Reiseskizzen aus dem Elsaß und Baden, Frankfurt/
Main: Fischer 1987


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0228