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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 247
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Johannes Schroth - Architekt des Späthistorismus und des Jugendstils 947

Der Meckel-Biograf Werner Wolf-Holzäpfel vermutet, dass
der gesundheitlich angeschlagene Williard hauptsächlich
wegen der Differenzen mit Meckel vorzeitig in den Ruhestand
ging. Auch Schroth schätzte der Freiburger Baudirektor nicht.
Nach Ansicht von Wolf-Holzäpfel wurde er auf dessen Betreiben
hin lediglich zum kommissarischen Leiter ernannt und
blieb in dieser wenig glücklichen Position vier lange Jahre.24
Meckel warf Schroth 1892 eine mangelhafte Ausbildung vor
und vermisste bei ihm „den tüchtigen Meister, bei welchem er
sich seine Ausbildung in unserem speziellen Fach hätte holen
können". Er wolle nicht, dass mit „Herrn Schroth eine neue zu
den vielen auf dem Gebiet der kirchlichen und speziell gothi-
schen Baukunst wenig geschulten Kräfte" eingestellt werde.25
Für Meckel war es ein Vorteil, dass Schroth nur kommissarischer
Bauamtsleiter in Karlsruhe war. Dieser Schwebezustand
garantierte ihm einen größeren Einfluss. Der selbstbewusste
Schroth keilte in seinen Stellungnahmen aber trotzdem gegen
Meckel. Für den Kirchenneubau in Ottersweier hatten beide
Architekten 1896 erste Entwürfe geliefert. Für Meckels Variante
hat Schroth nur Kritik übrig: „Diese Hauptlängsansicht wird
offenbar durch Stellung des Turmes - fast in der Mitte dieser
Fassade - zerstückelt werden."26 1897 wird er in Zusammenhang
mit dem Kirchenbau in Sinzheim in einem zehnseitigen
Brief an den Oberstiftungsrat noch deutlicher. Die von Meckel
postulierte Zentralisierung des kirchlichen Bauwesens habe
negative Folgen. Nur eigenständige Bauämter förderten die
„kirchliche Kunst im Lande Baden in äußerst vielfältiger und
erfreulicher Weise". Die von Meckel favorisierte Alternative sei
eine „Einförmigkeit von Konstanz bis Pforzheim".27

Schroth orientierte sich stilistisch bis zum Ende des ersten
Jahrzehnts der 20. Jahrhunderts an der Sakralbaukunst des
Mittelalters. Dann wandte er sich dem Jugendstil zu. Die mittelalterlichen
Formen waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
im deutschen Sakralbau fast alternativlos. „Neue
Kirchen sind in der Regel nur in romanischen oder gotischen
beziehungsweise so genannten Übergangsformen zu bauen",
verfügte der Kölner Erzbischof Antonius Fischer noch am 15.
Februar 1912 im Kirchlichen Anzeiger Nr. 31. „Für unsere Gegenden
empfiehlt sich durchgängig am meisten der gotische
Stil. In letzter Zeit geht das Bestreben mancher Baumeister
dahin, spätere Stilarten zu wählen. In Zukunft wird dazu keine
Genehmigung erteilt werden."28

Dass der Kölner Erzbischof, dessen gotische Kathedrale erst
1880 im neugotischen Stil vollendet worden war, gotische Formen
favorisierte, verwundert nicht. Auch der in Köln ausgebil-


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