Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 274
(PDF, 98 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0275
2 74 Ulrich Coenen

Bauverwaltung wegen großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten
reduziert. Die Bauämter in Heidelberg und Konstanz wurden
1924 aufgelöst, ihre Aufgaben übernahmen die Bauämter
Karlsruhe und Freiburg.86 Dort verabschiedete sich gleichzeitig
Raimund Jeblinger in den Ruhestand und wurde 1925
durch Hermann Graf ersetzt. In Karlsruhe übernahm Friedrich
Götz als Nachfolger Schroths 1923 interimsweise die
Leitung und wurde 1926 durch Hans Strobel abgelöst. Damit
hatte eine neue Architektengeneration das Sagen, die ab Mitte
des 1920er Jahre für eine andere Architektur stand. Nach
einer Phase der Stagnation wurde nun auch wieder mehr gebaut
.

Nach Ansicht von Werner Wolf-Holzäpfel hat sich Schroth
in der Zeit um 1910 mehr als seine Kollegen in den anderen
Bauämtern neuen Tendenzen geöffnet.87 Weniger die in der
Fachliteratur immer wieder als bahnbrechend gelobte Jugendstil
-Kirche in Baden-Baden als die beiden Sakralbauten in Daxlanden
und Kehl weisen im Außenbau mit ihren schlichten
romanisierenden Formen bereits in die Zeit nach dem Ersten
Weltkrieg.

Nach 1918 hat Schroth in den verbleibenden fünf Lebensjahren
wegen der großen wirtschaftlichen Probleme der Zeit
nur noch sehr wenig gebaut. Die Erweiterung der Pfarrkirche
St. Heinrich in Durbach (1922-24) ist wenig spektakulär. Der
spätbarocke Saalbau von 1789/90 wurde, nachdem ein Entwurf
von 1912 wegen des Kriegsausbruchs nicht mehr zur Ausführung
kam, nach dem Muster der Kirche in Moos in neubarocken
Formen um ein Drittel verlängert.

Die Aufbruchsstimmung ab Mitte der 1920er Jahre sollte
Schroth, der wenige Wochen vor seinem 64. Geburtstag starb,
nicht mehr erleben. Seine Kirchen in Daxlanden und Kehl lassen
vermuten, dass er die in den späten 1920er und 1930er
Jahren in der Sakralarchitektur verbreiteten reduzierten und
zum Teil monumentalen neuromanischen Formen verwendet
hätte, die vom Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit
beeinflusst waren und beispielsweise auch einem Dominikus
Böhm nicht fremd waren. In seinem erstmals 1951 erschienenen
berühmten Buch über mittelalterliche Architektur als Bedeutungsträger
schreibt Georg Bandmann über diese moderne
Romanikrezeption, die sich gründlich vom Historismus des
19. Jahrhunderts unterscheidet: „Wenn etwa in unserem zeitgenössischen
Kirchenbau auffällig wieder altchristliche und
frühromanische Formen aufgegriffen werden, dann nicht nur,
weil sie unserem ästhetischen Empfinden - der Sinn für
Flächen und übersichtliche Raumverhältnisse - entsprechen,


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0275